Hallo ihr beiden,
wie searcher schon erwähnt hat, würde eine komplette Analyse etwas den Rahmen sprengen und wäre für mich auch zu zeitaufwendig.
Die kurzen \"lessons\" sollen in erster Linie eine kleine Anregung für Leute sein, die schon ein wenig mit dem Thema Bluesimprovisation vertraut sind und nach Anregungen suchen. Auf der anderen Seite dienen sie als Beispiel, wie man meine Playalongserien anwenden kann. Bzw. kann man die Playalongs in Aktion erleben und einen ersten Einruck bekommen.
Zum Thema Licks:
Ich bin auch überhaupt kein Freund davon in meinem Gitarrenunterricht wahllos Licks zu zeigen. Der Schüler sollte in erster Linie erst einmal das geeignete Tonmaterial verstanden haben. Später dann können Licks oder Klischees dem Schüler eine Stilistik näher bringen und seine Vorstellungskraft, klanglich gesehen, erweitern. Ein Lehrer hat mal zu mir gesagt und das finde ich sehr zutreffend: Ein Lick wird zum Pattern wenn man es komplett verstanden hat und variabel und kreativ damit umgehen kann. Sonst wird man immer hören, dass es nur eine auswendig gelernte Phrase ist, die am Ende immer etwas deplaziert wirkt und den Spielfluss nicht unterstützt.
Harmonisches Verständnis:
Searcher hat etwas von Bb Moll geschrieben. Das ist nicht ganz zutreffend. In beiden Beispielen ging es um einen Dur Blues, welcher zum größten Teil aus Dominant Akkorden besteht. D.h. Die Hauptstufen im zweiten Beispiel sind Bb7 Eb7 und F7. Wie geht man da nun ran? Eine der Eigenschaften des Blues ist, dass man eine Moll Pentatonik mit Blue Note (b5) über alle Akkorde (Durdominanten) spielen kann. Diese Farbe vermittelt unserem Ohr den typischen Blues Sound, welchen die meisten Spieler am Anfang erlernen. Man kann da aber auch noch weiter gehen. Die Skalen, welche im klassischen Sinne den Harmonien zugeordnet werden müssten, sind mixolydische. D.h. Durtonleitern mit kleiner Septime. Diese habe ich auch für beide Beispiele zum größten Teil verwendet. Anreichern tue ich diese dann noch ganz gern mit der Moll-Bluespentatonik. Wir betrachten also das harmonische Konstrukt nicht mehr eindimensional sondern gehen auf alle Akkorde einzeln ein. Ich hoffe, dass hilft euch ein wenig weiter.
Zum aktuellen Beispiel:
Die Idee dafür stammt aus einem typischen Blues Klischee in 6ten, welches von der Terz (d) über die sekunde © und dann chromatisch zum Grundton (bb) verläuft. Wenn wir diese kleine Melodie mit 6ten abwärts aus dem leitereigenen Tonmaterial auffüllen (f, eb, d, d,) erhalten wir diese typische Phrase. Nun habe ich dieser, vom unteren Ton aus gesehen, noch eine Sekunde darüber spendiert und schiebe die Phrase ein wenig hin und her. Thats it!
Wie gesagt, um die letzen Abschnitte zu verstehen sollte man sich schon ein wenig mehr mit Musiktheorie auseinander gesetzt haben. Ich hoffe trotzdem, einigen von euch geholfen zu haben.
Ich schreibe in Zukunft gern dazu welches Tonmaterial für das Lick verwendet wurde.
Viele Grüße
Micha
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