Hallo!
Ich habe mich gerade angemeldet, war aber vor einiger Zeit schon mal unter anderem Namen hier vertreten. Gitarre übe ich seit Anfang 2009, hatte allerdings früher, vor etlichen Jahren, schon einmal eine Klampfe, aber keine Ahnung vom Üben. Ich bin 56 und es geht recht gut voran. Seit Anfang 2011 übe ich täglich 5 bis 6 Stunden. Das ist der Hammer. Ich dachte, das wäre zuviel, aber ist es nicht. Die Besessenheit steigert sich sogar noch dabei. Ich übe also, aber ich improvisiere nicht. Ein sehr guter Gitarrist hat mal sinngemäß gesagt, dass Improvisation so ziemlich das Schwerste und überhaupt etwas ganz anderes sei als die meisten Leute sich darunter vorstellen. Einer, der improvisiert, ist dazu offenbar auch in der Lage, muss es sein, sonst kann er es nämlich nicht. Improvisieren heißt nämlich nicht, einfach so ein bisschen auf der Klampfe herumstolpern und zufällig hier und dort mal ein Tönchen produzieren, eben quasi rein aus Zufall. Einer, der improvisiert, der hat einen riesigen Fundus an Können, das er sich hart erarbeitet hat, abrufbereit zur Verfügung. Das Griffbrett ist sein traumwandlerisch sicher beherschtes zweites Ich und die Spielhand das dritte. Sie können alles, was sie können und sich also in täglichem Üben erarbeitet haben, blind und mit vierzig Grad Fieber, aber eben nur das. Was sie sich nicht erarbeitet haben, das können sie auch nicht improvisieren. Erst wer sein Instrument wirklich beherrscht, der kann improvisieren. Wenn Du das nach fünf Monaten Übungszeit schon willst, dann bist Du entweder die super Slowhand Nummer 2 (die 1 musste auch noch üben) oder aber ein wenig vom Weg abgekommen. Übe! Übe jeden Tag und vor allem das, was Dir besonders schwerfällt! Übe im Zeitlupentempo und glaube daran, dass Du es so eines Tages schaffen wirst, auch die schwersten Techniken. Selbst ein wirklich begabter Mensch muss üben. Zehn Prozent Inspiration und neunzig Transpiration. Kapiert? Die großen Gitarrenhelden unserer und früherer Tage haben alle geübt wie die Irrsinnigen, besessen und zielstrebig. Das Wort Improvisation kannten die wahrscheinlich am Anfang noch gar nicht. Vergiß Du es auch wieder und übe! In fünf bis zehn Jahren, wenn Du fleißig warst, fällt es Dir vielleicht wieder ein. Oder Du hast bis dahin keine Gitarre mehr. Auch nicht so schlimm. Oder wie?
Beste und freundliche Grüße
JUngold
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