Modale Improvisation in der Praxis
Dorisch
Modes (Kirchentonleitern) gelten immer wieder als nutzlose, theoretische
Konstrukte. Dabei haben sie diesen Ruf gar nicht verdient. Um euch aufzuzeigen wie man mit ihnen eine interessante klangliche Erweiterung des Solospiels erzielt, habe ich diesen Thread aufgemacht.
Löst euch zunächst mal von der Vorstellung es ginge darum, bei einer einfachen Akkordfolge bei jedem Akkord von Tonleiter zu Tonleiter zu springen. Etwa: C , Am, Dm.... entspräche Ionisch, äolisch, dorisch...
Dieses Model ist reine Theorie und macht für die Spielpraxis überhaupt keinen Sinn!!
(Dass bei einigen sehr komplizierten Jazz-Stücken tatsächlich bei jedem Akkord ein neues Tonmaterial gedacht werden muss, soll an dieser Stelle keine Rolle spielen.)
In modal organisierter Musik bleibt die Begleitung (ähnlich wie bei indischen Ragas) sehr oft einige Zeit auf einem Akkord stehen. Damit dass nicht langweilig klingt, spielt die Band sogenannte \"Vamps\" oder \"ghost changes\"
d.h. kleine Akkordveränderungen und Bassriffs, die aber auf einen Grundakkord bezogen bleiben.
Ein Solist hat in der modalen Improvisation eine enorme Freiheit nach Herzenslust mit einer Skala zu improvisieren. Das ist keineswegs schwieriger, als eine Pentatonik über einen Blues zu spielen.
Was ist nun der Dorische Charakter?
Die Zahlen stehen für die Intervalle im sinne des
musikalischen Alphabets und können als Griffbrettorte entlang einer saite gelesen werden.
0=Grundton
2=gr.Sekunde
3=kl. Terz
5=reine Quarte
7=reine Quinte
9=gr.Sexte
10=kl.Septim
12=Oktave
Bei dieser Intervallkette fällt auf, dass sie der natürlichen Molltonleiter ähnelt.
Ein Ton ist aber unterschiedlich: 9(gr.Sexte)
Ein dorischer Klang ist also moll+grSexte
Diesen Klang kann man am deutlichsten in Akkorden hören.
Dorische Akkorde
Dm6 = XX0201
Am6 = X02212
Em6 = 022020
....
Die Praxis
Um jetzt ordendlich loszugrooven und den dorischen Sound zu geniessen, braucht ihr eine Begleitung. Ich hab euch ein cooles
MIDI gebastelt, dass ihr als Begleitband benutzen könnt. (na ja ist erstmal ne vorläufige Version... war spät gestern, sollte aber für den Anfang funktionieren)
Die Band spielt A-Dorisch
Die Tonleitertöne:
A-H-C-D-E-Fis-G-A
Benutzt zunächst mal als Tonmaterial den folgenden Tonleiterfingersatz wahrscheinlich kennt ihr ihn schon. Die Zahlen stehen für die Intervalle bezogen auf den Grundton A. Hört euch den Sound jedes Intervalls gut an und erfindet Linien, die die wichtigen Intervalle 3,9 aber auch 2 und 10 hervorheben. Natürlich könnt ihr auch den Grundton (0) anspielen, bedenkt aber, dass in der Band der Bassist für den Grundton zuständig ist, für den Gitarristen sind die übrigen Intervalle interessanter. Viel Spass!!
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Manifest des harmonischen Proletariats