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Das modale System (Kirchentonleitern)
gitwork Offline
Barree-Künstler
*******

Beiträge: 474
Themen: 35
Registriert seit: Feb 2004
#1
RE: Das modale System (Kirchentonleitern)
Das modale System (Kirchentonleitern)



Einleitung



Die Kirchentonleitern entstanden Jahrhunderte vor Christi Geburt im antiken Griechenland! Ich möchten sie deshalb lieber Modi nennen. Dies ist der Terminus, der auch z.B. von Jazzmusikern für diese Tonleitern verwendet wird. Sie sind den uns geläufigen Dur- und Molltonleitern sehr ähnlich, weisen aber charakteristische Eigenheiten auf und klingen deshalb sehr interessant. Es gibt 7 Modi, von denen 3 der Durtonleiter und 4 der natürlichen Molltonleiter ähneln. Modi finden in der moderner Popularmusik sehr häufig Verwendung. Sie klingen durchweg moderner als z.B. die Dur-Tonleiter und werden sehr häufig z.B. im Jazz, aber auch in der Pop und Rockmusik und anderen modernen Stilrichtungen verwendet.


Der spezifische Charakter der Modi

Jede der folgenden Tonleitern hat ihren eigenen, spezifischen Charakter und ihre eigene Geschichte. Jede ist mit ihrer Klangfarbe mitverantwortlich für den speziellen Klang bestimmter Musikstile. Jede kann auf allen 12 Tönen unseres \"musikalischen Alphabets\" aufgebaut werden. Ihre Bezeichnungen wirken zunächst etwas befremdlich, haben ihren Ursprung aber einfach in den Namen alter griechischer Volksgruppen.

Um ihre Verwandschaften und Unterschiede zu erfassen, erscheint es mir am sinnvollsten, sie vom gleichen Grundton aus zu betrachten, und nach der Anzahl ihrer Vorzeichen anzuordnen. Der spezielle Charakter jeder Tonleiter wird deutlich, wenn man sie mit den gewohnten Dur- und Moll- Tonleitern vergleicht, die selbst Teil des modalen Systems sind. Man stellt dabei einerseits Verwandschaften mit der Dur bzw. Moll- Tonleiter fest, je nach dem ob sie eine große oder kleine Terz haben, andererseits besitzt jede ein bestimmtes Intervall, welches sie unverwechselbar macht.

Dieses Intervall entfaltet seine Klangfarbe am stärksten als Erweiterungston in Akkorden, so spricht man bei einem Moll- Akkord + großer Sexte z.B (D-moll + \"H\") von einem dorischen Akkord, oder einem Dur- Akkord + übermässiger Quarte z.B: F-Dur + \"H\" von einem lydischen Akkord. Dann wird die Sache nämlich interessant und neue Klangwelten tun sich auf.

Ich habe die Modi für euch nach ihren klanglichen Eigenschaften in ein System geordnet, das sich von sehr hell/freundlichem Charakter (lydische Tonart) bis hin zu der sehr düsteren Tonart \"lokrisch\" erstreckt.

1.lydisch

0-2-4-6-7-9-11-12
(Griffbrettorte/Intervalle in Halbtonschritten entlang einer Saite)

Dur mit übermäßiger Quarte / in der Antike die Tonart der Klage, Haupttonart in der Tragödie. Heute wird sie sehr häufig im Jazz, Jazz-Rock aber auch z.B. bei \"Metallica\" verwendet.

2.ionisch

0-2-4-5-7-9-11-12
(Griffbrettorte/Intervalle in Halbtonschritten entlang einer Saite)

Das ist unsere alte Bekannte, die Durtonleiter, sie offenbarte für die alten Griechen seelische Unruhe und förderte den \"lässigen Lebensgenuß\"

3.mixolydisch

0-2-4-5-7-9-10-12
(Griffbrettorte/Intervalle in Halbtonschritten entlang einer Saite)

Dur mit kleiner Septim / Mixolydisch löste Lydisch als Haupttonart der Tragödie in der Antike ab, auch dieser Tonleiter wurden tragische Qualitäten zugewiesen. Heute bezeichnet man sie auch als \"dominantische\" Tonleiter, weil mit ihr der \"Dominantseptakkord\" (Dur+ Kl.Septim) dargestellt werden kann. Da dieser Akkord im Blues allgegenwärtig ist, wird sie oft bei Blues- Improvisationen eingesetzt, sie erscheint aber z.B. auch als \"Adonoy Moloch\" in der Klezmer- Musik.


4.dorisch

0-2-3-5-7-9-10-12
(Griffbrettorte/Intervalle in Halbtonschritten entlang einer Saite)

Moll mit großer Sexte/ der absolute Renner bei den Griechen. Mit ihr wurde die Moral des Volkes gestärkt: Platon: \"Das Dorische allein ist imstande, jenes innere Gleichgewicht zu erzeugen, das allen Wechselfällen standhält, indem es den Menschen stärker macht als das Schicksal.\" Heute ist sie mit die wichtigste Skala in der Jazz- und Jazz- verwandten Musik.


5.äolisch

0-2-3-5-7-8-10-12
(Griffbrettorte/Intervalle in Halbtonschritten entlang einer Saite)

das ist unsere heutige natürliche Molltonleiter. Was die Griechen über sie dachten, habe ich noch nicht recherchiert.


6.phrygisch

0-1-3-5-7-8-10-12
(Griffbrettorte/Intervalle in Halbtonschritten entlang einer Saite)

Moll mit kleiner Sekunde/ für die Griechen eine gefährliche Tonart: \"Die Tonart der wilden Leidenschaft und der Ekstase\" Moralapostel Platon versuchte sie sogar zu verbieten, weil sie zu \"Ausschweifungen und Trunksucht\" verführe. Der kleine Sekundschritt am Anfang gibt dieser Tonleiter für unsere heutigen Ohren einen leicht arabischen Klangcharakter, der an Flamenco erinnert. In veränderter Form finden wir sie als \"freygisch\" auch in der Klezmer- Musik.


7.lokrisch

0-1-3-5-6-8-10-12
(Griffbrettorte/Intervalle in Halbtonschritten entlang einer Saite)

Moll mit kleiner Sekunde und verminderter Quinte/ Diese Tonleiter fällt etwas aus unserem Vergleich mit Dur- und Moll- Tonleitern heraus. Durch die Erniedrigung von Sekund und Quinte ist sie besonders instabil, der Grundton wird kaum noch als tonales Zentrum wahrgenommen. Sie wird im Jazz gerne als Tonvorrat zu Improvisation über alterierte Dominanten, und den \"moll7b5\" Akkord verwendet, findet aber auch z.B. in der Klezmer- Musik als \"Yishtabach\" Verwendung.


:_pirate:
gw
13-03-2004, 07:39
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Harps Offline
Saitenquäler
*

Beiträge: 44
Themen: 2
Registriert seit: Jan 2004
#2
 
Thumbs Thumbs Thumbs

Klasse, was Du da alles rauskriegst, ich bin hochbeeindruckt, und habe mir - Deiner Zustimmung gewiss - das Mal kopiert, werde Mal schauen, ob ich da auch ein paar andere Quellen zu finde und hinzufügen kann. Es freut mich wirklich ungemein, mit welcher Leichtigkeit Du mit dem Wissen - oder besser, der Information - umgehst, dass ist es, was das 21. Jahundert braucht


Respekt

BluesGruss

Harps Smokin


\"Denkst Du nicht auch - und überhaupt, wer fragt sich nicht, was sagt uns das da?
Vielleicht ja doch - kehr in Dich ein. Nimm es als Zeichen!\"
(\"Pastor Peter Blues\" - Brennholz Bluesband)
13-03-2004, 13:38
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Mjchael Offline
Godfather of Music
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Beiträge: 2,662
Themen: 116
Registriert seit: Aug 2003
FT 2017 in KastellaunFT 2012 auf Burg WaldeckFT 2010 in WolfshausenFT 2009 in WolfshausenFT 2005 in Seitenstetten - ATFT 2004 in Braunschweig
#3
 
@Gitwork
mir fehlt nur noch die praktische Anwendung in der Improvisation. Aber die wird bestimmt gleich nachgeliefert. :p
--
Durchhalteparole aus michaels-gitarrenkurs :
\"Das sollst du nicht können, das sollst du lernen!\"
13-03-2004, 13:39
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sohoert Offline
Quetschklavier-Spieler
**

Beiträge: 80
Themen: 3
Registriert seit: Mar 2004
#4
 
@ gitwork
Thumbs Thumbs Thumbs super!

wollte nur noch anfügen, dass die Namen Äolisch und Ionisch erst im 16.Jh dazu kamen - die alten Griechen kannten die modi, nannten sie aber anders. Also wird man unter den Namen nicht finden was die alten Griechen über diese Tonleitern dachten.

@ gitwork
über die alten Griechen sollten wir uns mal bei einer oder zwei Flaschen Rotwein unterhalten - aber keinen griechischen Wein, toskanischer ist recht!

lieben Gruß Sila 8)


[Bild: faust.gif]
13-03-2004, 15:23
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sohoert Offline
Quetschklavier-Spieler
**

Beiträge: 80
Themen: 3
Registriert seit: Mar 2004
#5
 
Französischen mag ich auch.....

Also 3 Flaschen.... 8)

liebe Grüße sila, die ein Treffen zu dritt klasse fände!


[Bild: faust.gif]
13-03-2004, 17:14
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gitwork Offline
Barree-Künstler
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Beiträge: 474
Themen: 35
Registriert seit: Feb 2004
#6
 
@sila, betty, harps

Vielen Dank liebe Freunde! Wow in diesem Forum kommt man sich näher. Von mir aus können wir noch ne Flasche zu legen, und mal bei harps Band vorbeischauen. Das sieht wirklich lustig aus bei denen auf der Website...

@harps

Thumbs Thumbs

ein tipp zur Recherche:
1.Die Autobiographie von Miles Davis
das ist wirklich eine lohnende Lektüre zum Auffressen in einem Zug. Miles war ein Pionier der modalen Improvisation. In diesem Buch erfährt man sehr lebensnah (neben vielem Anderen) wie er dazu kam.

weitere Pioniere:
Bill Evans (Pianist/Komponist) 60er+70er Jahre
John Mc.Laughlin (Gitarrist/Komponist)
gerade auf den alten \"Shakti - Aufnahmen\" kann man die modale Impro gut verfolgen.

@mijchael
folgt sogleich Wink


:_pirate:
gw
13-03-2004, 21:25
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