Es ist Sonntag, die Sonne scheint und alles ist erfüllt von den schönen Erinnerungen an den gelungenen gestrigen Konzert-Abend.
Die Buschhütte - ein integratives Jugendzentrum. Der sonst bestuhlte, betischte und besofate Saal leergeräumt. Die Bühne harrend der Musik, die da kommen soll. Rot, blau und grün der Scheinwerfer wetteifern um die beste Ausleuchtung.
Es ist halb sieben und ich betrete den Raum.
Vorfreude erfüllt mich und ich brauche ein paar Momente, bis ich die allgemeine Verzweiflung wahrnehme. Es ist die Technik, mal wieder die Technik. Monitore, die kein Feedback geben, dafür genügend Feedback von den Boxen, die immer wieder rückkoppeln. Ein Surren der Lichtanlage füllt die hilflosen Redepausen, in denen der junge Tontechniker alles zu geben versucht. Immer wieder die Bitte von der Bühne: \"Nimm den Hall vom Mikro!\" und immer wieder die gleiche Antwort: \"Da ist gar keiner drauf!\" Wie ein drückender Schleier senkt sich die Erkenntnis, dass der leere Saal mit den blanken, schwarzgestrichenen Betonwänden seinen eigenen Hall erzeugt.
Alles hofft aufs Publikum, die Schallschlucker.
Kurz vor 19 Uhr nur noch wenige Minuten, um auch Deegeeriduo den Soundcheck zu ermöglichen. Wieder diese Bitte: \"Nimm den Hall vom Mikro...\" und wieder diese ANtwort ....
19 Uhr. Soundcheck beendet.
Einlass.
Von Schallschluckern nur wenig zu sehen. Jeder weiß aber von dem und dem, der gesagt hat: Ich komme später.
Wie viel später ist später?
19.20 Uhr. Meine Cola zeigt Wirkung. Es kribbelt mir in den Gliedmaßen, ich will jetzt Musik und mitzappeln. Beim Veranstalter der Vorsatz: Nächstes Mal explizit Einlass UND Beginn 19 Uhr aufs Plakat zu schreiben. 19.30 Uhr.
Ich drehe meine Runden durch den immer noch leeren Saal, ein Schnack mit Sonnenstaat, ein anderer mit Deegeeriduo. Dann: Der erste Pulg Schallschlucker: ca. 10 Leute, Deegeeriduo-Fans. Jetzt kanns ja wohl losgehen.
Ansage vom Veranstalter: Beginn um 19.45 Uhr.
Wie auf Kommando tauchen Maurice und wenig später Duo Sunrice auf.
Daggi von Deegeeriduo erklimmt die Bühne. Mit balladigen Coverversionen eröffnet sie den Abend. Meine Gliedmaßen dürfen zappeln, die Lieder werden rockiger, ihre Röhre kommt zum Einsatz, Tom schnappt sich den Bass. Und hinter mir? Ist da nicht ein Chor, der mitsingt? Als ich mich umdrehe, ist die Buschhütte gut gefüllt. Ein Publikum, das zu mehr taugt als nur Schall zu schlucken. Immer wieder Backgroundgesänge, so gut wie keine Zwischengespräche, dafür tosender Applaus und Zugaberufe, denen Deegeeriduo mit 4nonblondes \"Whats going on\" nur zu gerne nachkommt. Die Wände wackeln, ein nicht verebbendes Hey-Hey-Hey-Hey schwappt durch den Saal. Die Stimmung auf dem Höhepunkt. Kann es noch besser werden?
Ja, es kann. Nach kurzer Lüftungspause Auftritt von Sonnenstaat. Deutschrock aus dem Hause Maik Fortnagel, Texte, die einen berühren und Melodien zum Nicht-Stillsitzen. Das Publikum lässt sich fesseln. Veranstalter Richard kommt zu mir und schreit in mein Ohr: \"Ich glaubs nicht. Das ganze Rauschen und Fiepen ist weg! Wie geht das? Es ist so genial!\" Auftritt im integrativen Jugendhaus. Die Jugendlichen sind gepackt. Vor allem Patrick ist nicht zu bremsen, ein Junge mit Down-Syndrom packt die Luftgitarre aus und auch nicht mehr ein. Geht Panka ins Solo, geht Patrick mit. Publikum und Band beflügeln sich gegenseitig und es ist kaum zu glauben, als Maik verkündet: Das ist der letzte Song für heute Abend.
Danke für diesen Abend!
Respekt für den Tontechniker Thorsten, der tatsächlich geschafft hat, was kaum möglich war: Für das Publikum ein Hörgenuss! (mit kleinen Abstrichen, ...)
Respekt für die Bands, die mit dem Brei der Monitore zurechtkommen mussten und es wahrlich gemeistert haben.
Der Ruf nach Band-T-Shirts wurde wieder einmal lauter und immer noch offen ist die Frage:
Wann kommt denn die CD?!!!!! ;D ;D
Beim nächsten Gig wieder dabei, Daniela