Problem: Linkshänder auf Rechtshändergitarre

[tom-k-1973]

Hi Patrick,

ich bin selbst Linkshänder und spiele seit 20 Jahren auf einer Rechtshändergitarre. Bei meinen ersten Luftgitarrenübungen hab ich natürlich so getan als würde ich linksherum spielen.

Als ich dann meine erste Gitarre bekam war das natürlich ein Rechtshänderinstrument. Ich musste mich – genauso wie alle Linkshänder die rechtsherum spielen – erstmal mit dem ungewohnten Gefühl vertraut machen.

Heute bin ich aber sehr froh, dass ich mich „umerzogen“ habe, denn meine „Sahnehand“ (die linke Greifhand) übernimmt jetzt den schwierigern Part, nämlich den auf dem Griffbrett. Ich spiele z.T. auch anders, als meine Rechtshänderkollegen, die bei schnellen Sweeps die Saiten sehr kontrolliert mit der rechten Hand abdämpfen können. Hier habe ich als Linkshänder noch so meine Schwächen, aber so what. Denn ich bin in der Lagen, meine linke Hand so zu koordiniert zu bewegen, dass ich viel „Dämpfungsarbeit“ mit den Fingern der linken Hand machen kann. Bei schnellen Läufen greife ich sehr gerne zur Legato-Technik und/oder Tappings – man muss ja nicht immer jeden einzelnen Ton auch mit rechts anschlagen. Und live hat das noch nie einen Zuhörer gestört, ganz im Gegenteil.

Würdest du dich jetzt – wie von einigen Kollegen hier empfohlen – umgewöhnen, so hättest du irgendwann das Problem, dass du Dinge die dir jetzt mit der linken Hand sehr leicht gelingen nicht mehr so ohne weiteres spielen könntest.

Aber hey, du bist erst 15 Jahre alt und spielst bereits seit 10 Jahren. Das ist schonmal eine super Basis. Ich weiß ja nicht, was genau du spielen möchtest, aber wenn du dich mit den großen unserer Zunft vergleichst, so solltest du dir auch immer vor Augen halten, dass Jungs wie Joe Satriani und John Petrucci Phasen im Leben hatten wo sie bis zu 12 Stunden am Tag nix anders gemacht haben als Gitarre zu spielen. Ich weiß von Steven Wilson (dem Kopf von Porcupine Tree) der mal mit Petrucci auf Tour war, dass John auch heute noch täglich mehrere Stunden übt.

Also, was will ich dir sagen:
1. Bleibe weiter auf Rechts!
2. Die Lern- bzw. Erfolgskurve verläuft nicht linear. D.h. du bist wahrscheinlich an einem Punkt angelangt, wo du um ein bisschen besser zu werden, sehr viel Zeit investieren musst. Du kannst das mit einem Läufer vergleichen. Wenn du zum ersten mal in deinem Leben 10 km läufst, wirst du das vermutlich erstmal garnicht schaffen. Dann brauchst du beim ersten Mal 1 Stunde. Wenn du regelmäßig trainierst (sagen wir mal 4 bis 5 mal die Woche) kannst du irgendwann die 10 km in vielleicht 35 Minuten Laufen. Um aber von 35 auf 33 oder 32 Minuten zu kommen musst du jeden Tag zweimal trainieren plus Krafttraining usw. Wenn du aber nur 3 mal die Woche Trainierst, kannst du immer noch eine Zeit unter 40 min Laufen. Weißt du was ich sagen will? Relativiere also deine individuelle Leistung immer auch vor dem Hintergrund wieviel Zeit du investieren kannst und willst!
3. Wenn du nicht gerade Profi werden willst: HAB SPASS und setze deine Ziele nicht sooo hoch, dass du nen Dauerfrust schiebst.