ghetto
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Ich habs in umgekehrter Reihenfolge gelernt: - Während meiner Anfangsjahre habe ich die üblichen Anfängerdinge gespielt, jedoch ohne dass ich viel Gefühl hineinbringen konnte. Ich spielte praktisch nur strikt nach Noten und Improvisation kannte ich nur von anderen Gitarristen. Mein Lehrer hat mir jedoch einiges an Theorie beigebracht, weshalb ich bald in der Lage war, zu einer geschriebenen Melodie die passenden Akkorde zu finden. Nach Gehör funktionierte das damals noch nicht.
- Nach 3-4 Jahren war ich vom Spiel her so weit, dass angeschlagene Töne schön klingen konnten. Von dem Zeitpunkt an durfte ich zu Hause auch dann noch spielen, wenn meine Schwestern schon im Bett lagen
- Zur selben Zeit habe ich angefangen, Akkorde einfach zu \"umspielen\". So haben sich meine Finger daran gewöhnt, Begleitung und Melodie gleichzeitig zu spielen. Noten brauchte ich dazu nicht unbedingt, weil ich meine musiktheoretisch ja schon sehr weit war und wusste, welche Töne ich wann spielen konnte. Durch diese Herumspielerei hat sich auch mein Gehör weiterentwickeln können, d.h. ich habe irgendwann gewusst wie der Ton, den ich jetzt greifen werde, klingen wird.
- Immer mit der Theorie im Hinterkopf habe ich dann Elemente von Themen, die ich auf meiner Klampfe gespielt hatte, im Radio wiedererkannt. Als ich sie nachzuspielen versucht habe waren sie meistens nicht genau gleich, sondern eben in einer anderen Tonart als das, was ich schon kannte. Dadurch habe ich gelernt, Melodien, Akkordsequenzen und ganze Lieder praktisch \"live\" zu transponieren, was sehr praktisch ist
- Nach mittlerweile 23,5 Jahren, in denen ich meist täglich gespielt habe, bin ich mich in fast allen gitarrentechnischen und musiktheoretischen Lebenslagen ziemlich sicher unterwegs. Weiterkommen tue ich nur, indem ich mir immer schwierigere Stücke vornehme und diese bis zur Vergasung einstudiere. Ein immer wichtigerer Faktor ist da die Zeit, diese brauche ich zur Einverleibung dieses neuen Stückes. Mein letztes schwierige Stück war nach einer Woche technisch OK und klang brauchbar. Jetzt spiele ich es immer wieder durch und nach und nach reift es unter meinen Fingern heran. Ich setze Akzente, spiele mit lautem und leisem Anschlag, verzögere und beschleunige, spiele mit Vibrato und und und.
- Zusammenfassung: Früher wollte ich verstehen was da passiert und was ich da tue. Das habe ich mit der Musiktheorie gelernt. Mittlerweile möchte ich, dass meine Zuhörer meine Musik genießen können. Meine Erfahrung UND mein Wissen sind dabei wie eine Schatztruhe voller Hilfsmittel, aus dem ich mich nach Belieben bedienen kann. Diese Truhe erweitert sich selbstverständlich laufend.
Gruß,
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And then one night in desperation, a young man breaks away.
He buys a gun, steals a car, tries to run but he don´t get far in the
GHETTO
GHETTO
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25-02-2008, 13:51 |
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