MrPetriani
Godfather of Music
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RE: Mikrofonvergleich für Ampabnahme
Hallo zusammen, gestern Mittag hat mich ein Freund angerufen um ne Meinung über Ampabnahmemics zu kriegen, er wollte sich eins kaufen aber nicht all zu viel Geld dafür hinlegen. Ich hab natürlich sofort SM57 gesagt woraufhin er dann fragte wieso das eigentlich immer jeder sagt. Man müsse doch einfach mal alles was so an Mics da ist nehmen und ausprobieren, vieleicht sind da echte Perlen dabei und es hat einfach noch keiner probiert.
Also, wir beide sind ins Studio gefahren, haben alle in Frage kommenden dynamischen Mikrofone zusammengesuch und einige sofort aussortiert, aber es sind ein paar Mics dabei die ich in der Liste der gut klingenden nicht erwartet hätte. Getestet haben wir: Shure SM57 (wer hätt´s gedacht), Shure Beta56A , Sennheiser E606, AKG D880 und ein E-Voice RE20. Allesamt gute Mics mit schön rundem Gitarrenton. Der Testamp war ein Hughes & Kettner Tube20 Vollröhrencombo mit nachgerüstetem Vintage30 Speaker. Jetzt mehr zu den einzelnen Mics, wobei ich immer das SM57 als Referenz stehen lasse, das kennt wahrscheinlich sowieso jeder.
ShureBeta56A:
Kenne ich eigentlich nur für die Snare, da macht es aber was was eigentlich unüblich fürn Snaremic ist: es kürzt die hohen Mitten etwas ein und wird daher gerne für sehr knallige Snares genommen. Dieser Effekt kann mit Sicherheit so manch scharf klingenden Marshall bändigen und rund klingen lassen. Das Mic geht schön tief runter, löst aber in den Höhen nicht sehr fein auf. Es ist insgesamt etwas weniger kantig als das SM57. Meiner Meinung nach ist das Teil vor nem Marshall oder nem knalligen Fender gut aufgehoben.
Senngheiser E606
Ein Klassiker für Amps und Bläser, schön rund, geht tiefer runter als das Beta56A und hat keine nennenswerten Schwankungen im Frequenzgang. Ebenfalls ne Superniere, relativ unempfindlich gegen Feedbacks. Wenn das SM57 der Allrounder ist, würde ich dieses Mic eher für Mesa, Engl, Diezel usw. einsetzen, es unterstützt schön den tiefen Schub solcher Amps.
AKG D880:
Eigentlich ein Gesangsmikrofon, also eher rund ausgelegt. Mir ist nur schon n paarmal aufgefallen, dass Mischer die ich kenne ein SM58 gegen ein D880 ausgetauscht haben wenn der Sänger sehr nasal gesungen hat oder zu sehr presst. Jetzt weiss ich warum. Dieses Mic zieht bei zu mittigen Amps den Vorhang weg. Es hat ein leichtes Loch so um die 2 kHz und dafür ne Anhebung bei 4-7kHz (nur ne Schätzung, nagelt mich nicht drauf fest). Für etwas muffig klingende Amps ist dieses Mic genau das richtige Teil, Nebenbei ist es auch mein Favorit was den Gesamtsound angeht. Ideal meiner Meinung nach für angezerrte Sounds a´la ACDC oder Brian May
E-Voice RE20
Ein dynamisches Grossmembranmic, eigentilch sehr beliebt bei Radiosprechern oder für Sprachaufnahmen. Das Teil macht einen Sound der dem eines Bändchenmikrofones nicht ganz unähnlich ist, eben diesen etwas fetteren Sound ohne übertriebene Dichte. Speziell dieses Mic hätte ich nie vor nen Amp gehängt, RE20 heisst Sprachaufnahmen oder Gesang, vieleicht noch ne Bassdrum, aber das wars dann auch. Ich bin froh es probiert zu haben. Irgendwie klingt der Amp einfach präsenter und transparenter mit dem RE20, er ist näher dran und kommt direkter rein. Verzerrte Sounds verlieren etwas an Durchsetzungskraft aber Spacige Cleansounds sind genau das richtige für dieses Mic. Für nen dicken LesPaul Cleansound mit nem Chorus und schön Druck ist dieses Mic gut, ebenso für schnelle Jazzlinien mit ner Hollowbody. Genau richtig wenns Clean und fett sein soll.
Alles in allem sind doch ein paar Überaschungen dabei gewesen, das AKG D880 wird man in Zukunft bestimmt öfter auf meinen Aufnahmen hören, da es mit dem H&K einfach am besten harmoniert. Die Wahl des richtigen Mic´s hängt wohl doch mehr vom amp ab als ich vorher dachte und mit \"SM57\" ist es halt doch nicht immer getan.
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Macht`s gut und danke für den Fisch (Douglas Adams)
...sieht Scheisse aus, klingt aber geil... (FT2007)
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10-04-2007, 13:40 |
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cyma2006
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10-04-2007, 14:46 |
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MrPetriani
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@andy456
Klar kommen im Studio Kondensatormikrofone zum Einsatz, das MD421 ist auch geil, genau wie das Shure SM 7 B oder das Neumann BCM schlag mich tot (Name vergessen, sorry), kostet allerdings noch mehr als das E-Voice und war daher für meinen \"Test\" uninteressant, da es ja um günstige Möglichkeiten der Ampabnahme geht. Normalerweise ist meine Standardbestückung für nen Amp im Studio auch 3-Kanalig. Ein Sennheiser e906 vor den Combo, ein SM57 dahinter (natürlich Phasengedreht) und ein Rode NT2A in ca. 2m Entfernung als Raummic. Wenn man aber mit so ner Bestückung arbeitet kommt man als Homerecorder schon langsam in den Bereich wo einfaches Grundwissen nicht mehr ausreicht um die Phasenprobleme in den Griff zu bekommen. Daher würde ich jedem ambitionierten Laien empfehlen mit nur einem Mic vorm Speaker zu arbeiten. Das kann auch ein Grossmembrankondensatormikrofon sein, die klingen aber schnell mal sägig und bei nem aufgerissenen Engl Souvereign 1x12 100 Watt Combo hab ich letzte Woche eins geschossen (wobei hier das Audio Technica Mic mit nem relativ hohen Grenzschalldruck auch zu gebrauchen ist und daher auch oft benutzt wird, es kostet aber bestimmt auch 400 - 500 Euro). Da sind dynamische Mics nicht unbedingt das schlechteste. Viele grosse Studios arbeiten nur mit den e906 oder MD421, andere nur mit SM57. wieder andere schwören auf mehrkanalige Abnahme. Für Homerecordingzwecke ist meiner Meinung nach ein dynamisches Mic vorm Speaker optimal, und deshalb hab ich auch günstige aber dennoch professionelle Mics angehört und verglichen.
edit:
@cyma
gute Files, man hört sehr deutlich die Unterschiede zwischen den einzelnen Mics, vor allem zwischen Dynamischen und Kondensatormics. Danke für´s uploaden...
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10-04-2007, 19:10 |
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andy456
Godfather of Music
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@MrPretriani
Klar sind diese sachen für Homerecorder fast unerschwinglich aber ich wollte nur mal darstellen wie die meisten Profis das ganz Grundlegend machen, um so einen fetten sound zu bekommen, klar spielen da noch die andern Hardware sachen und eine menge Knowhow dahinter aber. viele von den Leuten hier wissen nicht wie man sowas macht und wundern sich dann vielleicht wenns mit der Band mal ins Studio geht.
Für normales Homerecording sind halt die Klassiker SM57 und Sennheiser E606 sehr gut zu gerauchen, benutze ja selber das SM57 zu Hause. Aber als Raummike kann man auch gut ein günstiges Kondensatormikro nehmen wie das Studioprojekt B1 oder so, das bei vielen Homerecordler für Gesang, Akkustikgitarre, und Ampabnahme zum Standart allrounder taugt, ebenso wie das Mxl 990 beide kosten ca 100€ und sind für viele Sachen im Homerecordingbreich außreichend! eins dieser Mikros werde ich mir wohl auch mal bald gönnen!
Aber zu Hause kann man ja meistens ehe kaum einen Amp so laut machen und abmikrofonieren das man noch nen Raummikro einsetzen kann, ohne den Preamp werweiß wie weit aufzureißen und so, das das zusätzlich Mikro wirklich was bringt. von daher bleibt diese Option ehe nur wenigen vorbehalten.
+PS: war das diese Mikro Ev RE20 ??
so long Any
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Einfach genial: Wenn man im Wort \"Mama\" 4 Buchstaben ändert, dann hat man auf einmal \"Bier\"
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11-04-2007, 03:40 |
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