![]() |
Gedichte - Druckversion +- Das große deutschsprachige Gitarrenforum (https://gitarrenboard.de) +-- Forum: Allgemeines (https://gitarrenboard.de/forumdisplay.php?fid=3) +--- Forum: Alles was sonst noch anfällt (https://gitarrenboard.de/forumdisplay.php?fid=6) +--- Thema: Gedichte (/showthread.php?tid=23269) |
- noppe - 26-12-2007 Nussknacker Nussknacker, du machst ein grimmig Gesicht- Ich aber, ich fürchte vor dir mich nicht: Ich weiß, du meinst es gut mit mir, Drum bring ich meine Nüsse dir. Ich weiß, du bist ein Meister im Knacken: Du kannst mit deinen dicken Backen, gar hübsch die harten Nüsse packen und weißt sie vortrefflich aufzuknacken. Nussknacker, drum bitt ich dich, bitt ich dich, hast bessere Zähn als ich, Zähn als ich. O knacke nur, knacke nur immerzu! Ich will dir zu Ehren, die Kerne verzehren. O knacke nur, knack, knack, knack! Immerzu! Ei, welch ein braver Kerl bist du! Nüsse ja immer wieder gut schmecken, wenn die Reste nicht zwischen den Zähnen stecken. Gruß Thomas - Aenne - 23-01-2008 Ich hab mal wieder ein neues Gedicht: Es ist zwar ein Neujahrs-Gedicht (ich gebe ja zu - ich schleppe es schon seit einigen Wochen in der Tasche rum... *schäm* - es war schon am Jahresanfang in der Zeitung...) - aber: Ich finde es auch am 23. Januar noch schön... Ich hoffe, ihr auch! I) Neujahrslied Mit der Freude zieht der Schmerz traulich durch die Zeiten. Schwere Stürme, milde Weste, bange Sorgen, frohe Feste wandeln sich zur Seiten. Und wo eine Träne fällt, blüht auch eine Rose. Schon gemischt, noch eh wirs bitten, ist für Thronen und für Hütten Schmerz und Lust im Lose. Wars nicht so im alten Jahr? Wirds im neuen enden? Sonnen wallen auf und nieder, Wolken gehn und kommen wieder und kein Mensch wirds wenden. Gebe denn, der über uns wägt mit rechter Waage, jedem Sinn für seine Freuden, jedem Mut für seine Leiden in die neuen Tage, jedem auf des Lebens Pfad einen Freund zur Seite, ein zufriedenes Gemüte und zu stiller Herzensgüte Hoffnung ins Geleite! Johann Peter Hebel -- Membersoundarchiv vorhanden Wer alte Membersounds sucht, die nicht mehr zu laden sind - kann sich gerne bei mir melden! - Ch@rly - 03-02-2008 \"Es weht der Wind ein Blatt vom Baum, von vielen Blättern eines. Dies eine Blatt, man merkt es kaum, denn eines ist ja keines. Doch dieses eine Blatt allein war Teil von unsrem Leben, drum wird dies eine Blatt allein uns immer wieder fehlen.\" (unbekannt) -- liederliche Grüße ![]() Der Vorteil der Klugheit liegt darin, dass man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger. http://members.stasny-edv.at/charly/ - Aenne - 09-02-2008 Liebeslied Wie soll ich meine Seele halten, dass sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie hinheben über dich zu andern Dingen? Ach gerne möchte ich sie bei irgendwas verlorenem im Dunkel unterbringen an einer fremden stillen Stelle, die nicht weiterschwingt, wenn deine Tiefen schwingen. Doch alles, was uns anrührt, dich und mich, nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich, der aus zwei Saiten eine Stimme zieht. Auf welches Instrument sind wir gespannt? Und welcher Geiger hat uns in der Hand? O süßes Lied. Rainer Maria Rilke -- Membersoundarchiv vorhanden Wer alte Membersounds sucht, die nicht mehr zu laden sind - kann sich gerne bei mir melden! - Aenne - 22-02-2008 Das Gedicht ist zwar ein \"Frühlingsgedicht\" und stand bei uns in der Zeitung. So \"wettermäßig\" passt es eher zum vergangenen Sonntag aber egal... es ist ein schönes Gedicht, finde ich! Die Amseln haben Sonne getrunken Die Amseln haben Sonne getrunken, aus allen Gärten strahlen die Lieder, in allen Herzen nisten die Amseln, und alle Herzen werden zu Gärten und blühen wieder. Nun wachsen der Erde die großen Flügel und allen Träumen neues Gefieder; alle Menschen werden wie Vögel und bauen Nester im Blauen. Nun sprechen die Bäume in grünem Gedränge und rauschen Gesänge zur hohen Sonne, in allen Seelen badet die Sonne, alle Wasser stehen in Flammen, Frühling bringt Wasser und Feuer liebend zusammen. Max Dauthendey (1867 - 1918 ) -- Membersoundarchiv vorhanden Wer alte Membersounds sucht, die nicht mehr zu laden sind - kann sich gerne bei mir melden! - Mr_Hahn - 26-02-2008 einsamkeit hinterlässt ihre wunden sie wird meinen körper erkunden hat sie meine schwachstellen werden die wunden schwellen mein bester freund der schmerz ich spür ihn täglich in meinem herz von früh bis spät ist er immer da das seit mehr als einem halben jahr erlösung ist der schmerz er beruhigt einfach mein herz ich fühl mich groß und frei nur leider entstell ich mich dabei tiefer werden die neuen wunden die alten kann man erkunden ein schnittmuster ergeben sie den sinn erfahr ich wohl nie mein körper überzogen mit narben die wunden umrandet in allen farben denke ich wie immer nach, über mich doch ich will ihn spüren, diesen stich tief die scherbe in den körper rein so schneide ich und hör auf zu weinen die letzte träne rollt aus meinem gesicht vergessen wird man mich angeblich nicht vergessen bin ich ja schon bald es lässt doch jeden einfach kalt ich wusste schon immer ich bin allein drum stech ich mir noch ein messer rein bin ich für das alles denn ausgewählt oder werde ich einfach nur so gequält niemand sieht die tiefen schnitte bald bin ich nicht mehr in eurer mitte ich halt es einfach nicht mehr aus ich will schrein so holt mich raus doch ich keuche nur vor mich hin wo bitte ist denn mein lebenssinn? -- Grüßle Hähnchen! [url]http://www.dvgamer.de ![]() - Aenne - 12-04-2008 So - jetzt, wo der Frühling da ist, hole ich diesen Thread mal wieder raus. Ich stand heute Morgen so auf dem Balkon und guckte in die Natur hinterm Haus - da fiel mir das Gedicht aus meiner Kindheit wieder ein: Frühling Frühling läßt sein blaues Band Wieder flattern durch die Lüfte Süße, wohlbekannte Düfte Streifen ahnungsvoll das Land Veilchen träumen schon, Wollen balde kommen Horch, von fern ein leiser Harfenton! Frühling, ja du bists! Dich hab ich vernommen! Eduard Mörike -- Membersoundarchiv vorhanden Wer alte Membersounds sucht, die nicht mehr zu laden sind - kann sich gerne bei mir melden! - Aenne - 13-07-2008 In der Zeitung war wieder mal ein Gedicht von einem meiner Lieblingsdichter. Der hatte es einfach raus... Der römische Brunnen Aufsteigt der Strahl und fallend gießt Er voll der Marmorschale Rund, Die, sich verschleiernd, überfließt In einer zweiten Schale Grund; Die zweite gibt, sie wird zu reich, Der dritten wallend ihre Flut, Und jede nimmt und gibt zugleich Und strömt und ruht. Conrad Ferdinand Meyer -- Membersoundarchiv vorhanden Wer alte Membersounds sucht, die nicht mehr zu laden sind - kann sich gerne bei mir melden! - Aenne - 23-11-2008 Verklärter Herbst Gewaltig endet so das Jahr Mit goldnem Wein und Frucht der Gärten. Rund schweigen Wälder wunderbar Und sind des Einsamen Gefährten. Da sagt der Landmann: Es ist gut. Ihr Abendglocken lang und leise Gebt noch zum Ende frohen Mut. Ein Vogelzug grüßt auf der Reise. Es ist der Liebe milde Zeit. Im Kahn den blauen Fluß hinunter Wie schön sich Bild an Bildchen reiht - Das geht in Ruh und Schweigen unter. Georg Trakl (1887 - 1914) - Hetfield1985 - 23-11-2008 Da will ich doch auch mal was beitragen: Arachnophobie II (April 2004) Am Faden hängt sie dort, ganz unbemerkt und leis Zappelnd, tastend, fühlend lässt sie sich bald hernieder Die Beine suchen Halt, vom Boden bald erwidert Sodann geht sie nach vorn, links, rechts und auch im Kreis Mein Aug erblickt sie schnell, noch schneller wird mir heiß Schreiend, zitternd, ängstlich, mir beben alle Glieder Sie geht nun auf mich zu, und stoppt und geht bald wieder Fixiert durch meinen Blick, doch immernoch ganz leis Sie ist sich nicht bewusst, wie groß die Angst doch ist Und das, obwohl sie nur Kleinvieh wie Fliegen frisst Doch ich bin starr wie Stein, beherrsche mich mit Not Der Spuk ist bald vorbei, so viel ist schon gewiss Man lacht mich vielleicht aus, weil sie so winzig ist Doch hab ich keine Wahl, ich schlag die Spinne tot - Oslo - 23-11-2008 Diese Parabel find ich klasse (weiß nicht, ob die sooo bekannt ist...) : Es ging ein Mann im Syrerland, Führt ein Kamel am Halfterband. Das Tier mit grimmigen Gebärden Urplötzlich anfing scheu zu werden, Und tat so ganz entsetzlich schnaufen, Der Führer vor ihm mußt entlaufen. Er lief und einen Brunnen sah Von ungefähr am Wege da. Das Tier hört er im Rücken schnauben, Das mußt ihm die Besinnung rauben. Er in den Schacht des Brunnens kroch, Er stürzte nicht, er schwebte noch. Gewachsen war ein Brombeerstrauch Aus des geborstnen Brunnens Bauch Daran der Mann sich fest tat klammern, Und seinen Zustand drauf bejammern. Er blickte in die Höh, und sah Dort das Kamelhaupt furchtbar nah, Das ihn wollt oben fassen wieder. Dann blickt er in den Brunnen nieder; Da sah am Grund er einen Drachen Aufgähnen mit entsperrtem Rachen, Der drunten ihn verschlingen wollte, Wenn er hinunterfallen sollte. So schwebend in der beiden Mitte, Da sah der Arme noch das Dritte. Wo in die Mauerspalte ging Des Sträuchleins Wurzel, dran er hing, Da sah er still ein Mäusepaar, Schwarz eine, weiß die andre war. Er sah die schwarze mit der weißen Abwechselnd an der Wurzel beißen. Sie nagten, zausten, gruben, wühlten, Die Erd ab von der Wurzel spülten; Und wie sie rieselnd niederrann, Der Drach im Grund aufblickte dann, Zu sehn, wie bald mit seiner Bürde Der Strauch entwurzelt fallen würde. Der Mann in Angst und Furcht und Not, Umstellt, umlagert und umdroht, Im Stand des jammerhaften Schwebens, Sah sich nach Rettung um vergebens. Und da er also um sich blickte, Sah er ein Zweiglein, welches nickte Vom Brombeerstrauch mit reifen Beeren! Da konnt er doch der Lust nicht wehren. Er sah nicht des Kameles Wut, Und nicht den Drachen in der Flut, Und nicht der Mäuse Tückespiel, Als ihm die Beer ins Auge fiel. Er ließ das Tier von oben rauschen, Und unter sich den Drachen lauschen, Und neben sich die Mäuse nagen, Griff nach den Beerlein mit Behagen; Sie däuchten ihm zu essen gut, Aß Beer auf Beerlein wohlgemut, Und durch die Süßigkeit im Essen War alle seine Furcht vergessen. Du fragst: Wer ist der töricht Mann, Der so die Furcht vergessen kann? So wiss, o Freund, der Mann bist du; Vernimm die Deutung auch dazu: Es ist der Drach im Brunnengrund Des Todes aufgesperrter Schlund; Und das Kamel, das oben droht, Es ist des Lebens Angst und Not. Du bists, der zwischen Tod und Leben Am grünen Strauch der Welt mußt schweben. Die beiden, so die Wurzel nagen, Dich samt den Zweigen, die dich tragen, Zu liefern in des Todes Macht, Die Mäuse heißen Tag und Nacht. Es nagt die schwarze wohl verborgen Vom Abend heimlich bis zum Morgen, Es nagt vom Morgen bis zum Abend Die weiße, wurzeluntergrabend. Und zwischen diesem Graus und Wust Lockt dich der Beere Sinnenlust Daß du Kamel, die Lebensnot, Daß du im Grund den Drachen Tod, Daß du die Mäuse Tag und Nacht Vergissest, und auf nichts hast acht, Als daß du recht viel Beerlein haschest, Aus Grates Brunnenritzen naschest. Friedrich Rückert - Rotrose - 23-11-2008 Ein Gedichtlein von mir: Die kleine Birke Es war einmal ne Birke Und die stand ganz allein, Auf einer grünen Wiese - Es gab nur Sonnenschein. Sie freute sich des Lebens, Sie wars ja schon gewohnt, Wurd wegen ihrer Freude Mit grünem Blatt belohnt. Die Birke war so glücklich, Denn sie war kerngesund. Warum auch Trübsal blasen? Es gab ja keinen Grund. Es war einmal ne Elster, Die flog zur Birke hin Und sagte zu dem Bäumchen: Schau, wie glücklich ich doch bin. Ich kann ja so weit fliegen - Nein, ich bin nie allein. Und du musst hier vergammeln, Hast nur den Sonnenschein. Da sah die kleine Birke, Wie einsam sie doch war Und konnt sich nicht mehr freuen, Sie stand ganz trostlos da. Das arme Pflänzchen weinte, Es schien alles so trist. Wozu noch weiter wachsen, Wenn man verlassen ist? Und so verstarb das Birkchen, Die Blätter wurden grau. Warum zufrieden geben? Jetzt weißt dus ganz genau. - Eifeljanes - 24-11-2008 [size=10]Zwei Knaben gingen durch das Korn, der Zweite hat seinen Hut verlorn. Der Erste würd ihn finden, ging er statt vorne hinten. Zwei Knaben liefen durch das Korn, der eine hinten, der andere vorn und keiner in der Mitte, man sieht, es fehlt der Dritte. Zwei Mädchen liefen durchs hohe Gras, der einen wurden die Höschen nass, der andern nur die Beine denn Höschen trug sie keine. :look: [/size] - Hetfield1985 - 25-11-2008 Jaaaa, Klapphornverse 4tw! - Eifeljanes - 25-11-2008 Zwei Knaben stiegen auf einen Baum, Sie wollten Äpfel runterhau’n; Am Gipfel dro’n wurds ihnen klar, Dass das a Fahnenstange war. (Karl Valentin) |