Das große deutschsprachige Gitarrenforum

Normale Version: Gitarrenstimmung
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Weiß eigentlich jemand, warum sich heutige übliche Gitarrenstimmung (EADGHE) international durchgesetzt hat?

Heutige Sonderstimmungen sind doch eigentlich geeigneter um schnell Akkorde zu spielen. Z.B. mit einer Open C Stimmung (CGCGCE ?) brauchs nur einen Zeigefinger oder ein bootleneck und alle Dur-Akkorde sind mehr als einfach.

Nur mal so am Rand

Uwe
http://de.wikipedia.org/wiki/Gitarre#Sti..._Tonumfang

Die sechs verschieden dicken Saiten der traditionellen Gitarre sind meistens auf E - A - d - g - h - e’ gestimmt (Standardstimmung). Jede Saite klingt somit eine Quarte, das heißt fünf Halbtonschritte, höher als die darunter liegende. Eine Ausnahme ist lediglich die h-Saite, die eine große Terz und damit vier Halbtonschritte höher als die darunter liegende g-Saite klingt. Es gibt verschiedene Merksprüche für die Standardstimmung, wobei die bekanntesten lauten:

* Ein Anfänger Der Gitarre Hat Eifer
* Eine Alte Dame Geht Hering Essen
* Eine Alte Deutsche Gitarre Hält Ewig

Diese Stimmung ist erst seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gebräuchlich. Gelegentlich werden auch eine oder mehrere Saiten der Gitarre auf andere Töne gestimmt. Eine solche veränderte Stimmung nennt man Skordatur. Häufige Skordaturen in der klassischen Gitarrenmusik sind D - A - d - g - h - e’ oder seltener D - G - d - g - h - e’. Um Renaissancelautenmusik auf der Gitarre zu spielen wird oft die Skordatur E - A - d - fis - h - e’ verwendet, da so die Intervalle zwischen den Saiten dieselben sind wie zwischen den ersten sechs Chören der Renaissancelaute.

Daneben werden in der nichtklassischen Musik Skordaturen verwendet, bei denen die leeren Saiten einen einfachen Akkord ergeben. Solche Skordaturen werden offene Stimmungen (open tunings) genannt. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das Stück Das Loch in der Banane von Klaus Weiland. Durch das Mitschwingen der leeren Saiten erhält die Gitarre einen volleren Klang. Wichtige offene Stimmungen sind:

* Offene D-Stimmung, (D - A - d - fis - a - d’)
* Offene G-Stimmung, (D - G - d - g - h - d’)

Die Stimmung D - A - d - g - h - e’ wird als Dropped D-Stimmung manchmal auch zu den offenen Stimmungen gezählt, obwohl die leeren Saiten keinen einfachen Akkord ergeben.

Weit seltener als sechssaitige sind Gitarren mit 7, 8 oder 10 Saiten. Die recht häufige 12-saitige Gitarre besitzt zum herkömmlichen EADGHE-Saitensatz sechs Saitenpaare. Die vier tiefen Saiten (E, A, d und g) werden um höhergestimmte Oktavsaiten und die zwei hohen Saiten (h und e’) um gleich gestimmte Saiten ergänzt. Die so entstehenden, jeweils eng nebeneinander liegenden Saitenpaare werden zusammen gegriffen bzw. angeschlagen. So wird ein volleres Klangbild als bei der 6-saitigen Gitarre erzielt, durch minimale Verstimmungen der Doppelsaiten gegeneinander und der daraus resultierenden Phasenschwingungen ergibt sich ein sphärisch klingender Chorus-Effekt.
--
\"Ein Eifler Junge macht erst mit 6 Monaten die Augen auf, aber dann sieht er alles.\"
(Jaques Berndorf)
Interessante Frage.
Ich schaetz mal: reines Akkordgeschrammel gab es nicht im 18. Jh, die Jungs kletterten eher die Tonleitern rauf und runter und spielten Kontrapunkt. Dafuer ist die heutige Standardstimmung viel praktischer.
Haette es mehr Lagerfeuer im 18. Jh gegeben haette sich womoeglich ein Open Tuning durchgesetzt.
--
-

Und da gibts Sounds von mir, Cottonman und Ralfi:
http://www.blooz.de.vu
Zitat:Original von Gersprenzfischer:
...
Heutige Sonderstimmungen sind doch eigentlich geeigneter um schnell Akkorde zu spielen. Z.B. mit einer Open C Stimmung (CGCGCE ?) brauchs nur einen Zeigefinger oder ein bootleneck und alle Dur-Akkorde sind mehr als einfach.
...

Moin,

da steckt imho doch noch deutlich mehr dahinter. In offener Stimmung kann ich beim Picken wesentlich besser tiefe Basstöne zu einer Melodie in höheren Lagen spielen. Andere Stimmungen wie z.B. DAdgad erlauben schnelle Läufe in Ganztonschritten mit hammerings und pull-offs.

Umstimmen zum einfachen greifen halte ich eher für Blödsinn. Wer will schon einen Abend lang Barree spielen? Ein Griff mit 3 Fingern ist doch wesentlich entspannter als ein Barre über alle Saiten Wink

Tiefer stimmen macht aber auch klanglich Sinn. Da kommt (nicht nur bei Stromgitarrenspielern) noch deutlich mehr Druck.

Gruß, Jens

[edit]
Ach ja, Gitarre ist ja ein eher modernes Instrument. Die Vorgänger (z.B. Laute) waren ursprünglich wohl unisono (6x gleicher Ton) gestimmt.
[/edit]
--
Gibson - Inspiring cries of \"turn-that-damn-thing-down\" since 1952
What do you get when you throw a piano down a mine shaft?
A flat minor!
Ergänzung zu Eifeljannes:

Man müsste vergleichen, welche vor und Nachteile einzelne Stimmungen haben...

Geigen und Mandolinen sind in Quinten gestimmt, und nicht in Quarten wie die Gitarre.

Vorteil: sie haben einen gleichmäßigeren Fingersatz... (Für Melodien und Improvisationen gut geeignet.

Nachteil: Es funktioniert nur bei kleinem Griffbrett.
Bei Chello (glaube ich) und Kontrabass (weis ich) würde man sich bei Quinten die Finger brechen, weil man die nicht so weit spreizen kann. (habe mal eine Mandoline restauriert...)

Ältere Lauten sind in Terzen gestimmt.

Vorteil: Mehrstimmiges Spielen ist leichter, da man viele leere Saiten benutzen kann und sich nicht weit über das Griffbrett bewegen muss...

Nachteil: Wegen Dur- und Mollterz sind einige Tonarten nachezu unspielbar (Fingerbrecher) Es bleiben viele leere Saiten übrig, so dass man nicht für alle Akkorde einen simplen Anschlag verwenden kann. Man müsste wie ein Weltmeister dämpfen... und nicht zuletzt kann man das Griffbrett kaum umfassen, weil man von E nach E 8 Saiten benötigen würde. (Den Nachbau einer Kastenlaute, den ich bei mir stehen habe nutze ich praktisch nicht)

Noch kleinere Intervalle: Da nehme man gleich eine Harfe oder ein Hackbrett...

Open Tunings wie du sie Vorgeschlagen hast sind leider nur für wenige Tonarten und nicht für alle Akkordformen spielbar. Ich stimme nur für \"Ein Loch in der Banane\" ungerne meine Gitarre um. Droped D ist da viel einfacher... aber auch nur für eine handvoll Lieder. Und die paar Stücke, die sich mit der Stimmung für Renaissancelaute einfacher spielen lassen, sind auch nicht so der Bringer. (Versuche mal bei allen Open-Tunigs alle Sus- 7er Maj7er m7b5er-Akkorde aus... Einiges geht einfach nicht)

Alle Saiten auf Quarten Stimmen (angelehnt an E-Bass):

Vorteil: Es wären überall die gleichen Intervalle, also überall die gleichen Griffe...

Nachteil: man kann meist nur 4 odre 5 Saiten gleichzeitig verwenden. Eine fällt fast immer raus (und nicht nur die Bass-Saite wie beim D-Dur) man hat ja normalerweise nur 4 Finger zur Verfügung, und einer wird oft als Barree gebraucht.

Resüme:
Die ganzen Saiten in Quarten zu stimmen mit der Korrektur zwischen der G- und H-Saite (Dur-Terz) sind also der beste Kompromiss. Gut für Melodien, Improvisationen, Rhythmusgitarre etc. Die so genannt italienische Stimmung hat sich so gut bewährt, dass man eigentlich nur selten auf andere möglichen Stimmungen zurückgreift. Beweis: 1000000000000000 Lieder und Stücke, die sich damit spielen lassen. und 10000000 Bücher, die alle für die Standard-Stimmung geschrieben wurden.

Woher ich das alles weiß:

Ich habe nach dem Peter-Burch-Buch gelernt. Die ersten Ausgaben haben sich anfangs sehr früh mit Open-Tunigs befasst. heute würde ich sagen: viel zu früh... Wenn man noch nicht einmal alle einfachen Akkorde konnte...
Als ich mich näher damit befassen wollte (weil das Buch das Thema eigentlich nur ankratzt) hat mir ein Musiker (Notengeschäft) gesagt, das das ganze mit dem Umstimmen ein Unsinn ist. Braucht (kaum) keiner, macht bei Anfängern mehr Probleme, als dass es irgendetwas bringt. (und der hatte herrliches Spielzeug bei sich im Laden stehen, um mir alles zu zeigen...)

Gruß Mjchael


--
meine neuste \"Baustelle\"
In \"totally guitar\" steht, dass die normale Stimmung ein Kompromiss sei, der es Gitarristen ermöglicht, in vielen Tonarten zu spielen (vgl- t.g., p134).
Die anderen tunings ermögliche vor allem auch ein Gitarrenspiel von sehr eigenem Klangcharakter zu erschaffen.
Ein open tuning kann sehr eigen klingen, frei schwingende Saiten klingen anders als gegriffene Saiten.
--
Komm wir lassen die Seele baumeln
Am Tag der Nichtsnutze dieser Welt
Bis wir freudetrunken nach Hause taumeln
Zu einer Zeit wo hier sonst kein Hund mehr bellt
Da weiss der Kanaka wieder was über Open Tuning.
Es wurde (höchstwahrscheinlich) in Polynesien erfunden (Slack Guitar).

Die Geschichte:
Die Portugiesen kamen nach Hawai´i und brachten Kühe, Pferde und Gitarren/
Ukulelen (hüpfender Floh) mit.
Die Portugiesen haben erfolglos versucht, die Kanaka zum Arbeiten
zu bewegen und es ist eine Menge Blut geflossen.
Letztendlich haben die Tiki Warriors gewonnen und die Portugiesen
haben sich wieder verpisst.
So sind dort einige Gitarren/Ukes liegen geblieben.
Die Hawai´ianer haben diese genommen, (offen) drüber gespielt und
befunden, dass es Scheisse klingt (womit sie so etwas von Recht haben).
Darauf hin haben sie die Gitarren (nach Gehör) so gestimmt,
dass sie offen angeschlagen gut klingen.
Deshalb gibt es so viele Stimmungen wie Akkorde auf der Gitarre.
Ein Sprichwort:
Lass 2 Slackgitarristen zusammen spielen und es wird sich grausam anhören !
(von Kammertönen hatten die ja keine Ahnung)

Vorher haben sie ihre Musik nur mit Trommeln, Lava Steinen (hawai´ianische
Kastanetten) und einer Wurzel (Name vergessen) begleitet.
Das Lied \"Schöne Maid/Tony Marshall ist z.B. traditionell
Tahitianisch.
Aber auch Anita/Costa Cordalis ist ein Hula Song und heisst im Original:
Lovely Hula Hands

Gute Slacker sind z.B. Led Kapaana und Ken Emerson

@ Blooz
Hast wohl Recht, auf hawai´i waren Lagerfeuer durchaus \"in\". Wink

Ke Aloha wale
Niteblind

--
If you think it sounds good, then it sounds good !
(Bob Brozman)