Anna_loves_music
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Ich bin zurück und nie wirklich weg gewesen
Hallo,
Ich wollte mich mal melden. Im letzten Jahr ist echt viel passiert. Wenn ich zwischendurch mal hier unterwegs war, dann war es nur um stumm mitzulesen. Nun ist mein Abitur geschafft und ich finde gerade mal wieder zur Ruhe, denn hinter mir liegt ein stressiges, emotionales, musikalisches und erfahrungsreiches Jahr.
Warum ich das heute mit euch teile? Ich würde gern mal eure Meinung zu der ein oder anderen Sache hören
Nun beginnen wir mal damit, dass ich wirklich von Dezember bis Juni fast durchgängig über den Büchern hing. Erst das schriftliche und danach das mündliche Abitur. Hab es endlich geschafft!
Zwischendurch stand ich nach der "The-Voice-Pleite" (einige werden es noch wissen) vor der Frage, wie es musikalisch weiter gehen soll. Und ich darf euch nun verkünden, dass ich endlich das gefunden habe, worin ich aufgehe. Voll mein Ding! Und das ist nicht die große Bühne, auf die ich immer wollte. Nein! Es ist die Kirche.
Ich bin mittlerweile Hochzeitssängerin bzw. Sängerin für Hochzeiten, Taufen, Geburtstage, Trauerfeiern, Events etc.
Und nach meinem ersten Auftritt im Juli 2015 habe ich direkt gemerkt: "Das ist meins. Das will ich". Die Menschen mit meinem Gesang zu berühren, zu Tränen zu rühren und besonders die langsamen Balladen lassen mich einfach aufgehen.
Nun wollte ich natürlich alles richtig machen, hab das ganze als Freiberufliche Tätigkeit beim Finanzamt angemeldet, habe passendes Equipment gekauft und natürlich ordentlich investiert und nun an meiner eigenen Hompage gebastelt. Schaut gerne mal rein: http://www.saengerinannalena.jimdo.com
Oft sitze ich in kleineren Kapellen oder im Standesamt aber auch nur mit meiner Gitarre in einer Ecke und es macht mich einfach glücklich, zu sehen, wenn die Leute so berührt sind, dass sie anfangen zu weinen.
Nun meine Fragen an euch:
1. Natürlich nehme ich auch Geld für das ganze. Steckt ja auch verdammt viel Arbeit dahinter. Ich gerate dadurch oft in Konflikte mit meiner Familie oder mit Freunden, die mich mit großen Augen anschauen und sagen: "Soooo viel Geld für ein bisschen singen". (Ich finanziere damit mein Equipment und meinen Gesangsunterricht. Es bleibt da eigentlich kaum was für andere Dinge übrig). Aber ich fände es mal interessant zu wissen, wie viel ihr bereit wäret auszugeben, wenn ihr eine Sängerin für die Hochzeit (3-5 Wunschlieder) buchen würdet. Das würde mich wirklich mal interessieren.
2. Seid ihr eigentlich auch meiner Meinung, dass man sich anmelden sollte, wenn man öfter auf Veranstaltungen auftritt? Ich habe mit einigen "schwarzen Schafen" Bekanntschaft gemacht, die quasi schwarz in der Branche unterwegs sind und finde es einfach unfair denen gegenüber, die fleißig Rechnungen schreiben, sich beim Finanzamt melden und ggf. auch Steuern zahlen.
Also lasst doch mal bitte eure Meinung da, ich freue mich darauf.
LG Anna
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 12-07-2016, 17:26 von Anna_loves_music.)
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12-07-2016, 17:19 |
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erklaerbaer
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RE: Ich bin zurück und nie wirklich weg gewesen
Hi Anna,
toll , dass du etwas gefunden hast was dich erfüllt und dich echt dahinterklemmst.
Vielleicht wissen deine Freunde und Bekannten einfach nicht, was hinter dem "bisschen Singen" für Arbeit steckt, Die Stunden die man mit Proben verbringt. Der Preis für brauchbares Equipment. Der Weg vom und zum Veranstaltungsort.Die Zeit die man einsatzbereit da ist. Man kann schlecht in die Feierstunde hineinplatzen und man kann nicht mittendrin verschwinden.Also erscheint man mindestens eine halbe Stunde vorher und
ist bis zum Ende da, das ist bei allem Spaß, einfach auch Arbeitszeit.
Wenn jemand den Preis nicht zahlen will, dann kann er sich ja gerne einen CD Player aufstellen.
Wenn man das ganze mit dem Ziel betreibt, evtl. davon zu leben, dann wäre Schwarzarbeit in dem Bereich nicht zu empfehlen. Das kann eine ganze Weile gut gehen,aber wenns ins Auge geht wird das richtig teuer.
Wenn du alle Jubeljahre mal spielst, wird das eher keinen interessieren, aber bei Dauereinsatz dann schon.
Berechne nicht die Anzahl der Lieder die du spielst, rechne mit der Zeit die du vor Ort verbringst. Also in der Regel, eine halbe Stunde vorher da, zwecks Aufbau/Soundcheck. Die Zeremonie dauert meist eine Stunde, das heisst, diese Stunde bist du vor Ort. Dann kommt noch das Abbauen dazu, wieder eine halbe Stunde. Somit kommst du auf zwei Stunden Arbeitszeit.
Dann noch die Vorbereitung auf die Veranstaltung, auch das ist Arbeitszeit. Dazu kommen noch die Anfahrtskosten.
Alle Fische legen Eier. Die russischen sogar Kaviar.
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12-07-2016, 21:11 |
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Anna_loves_music
Quetschklavier-Spieler
 
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RE: Ich bin zurück und nie wirklich weg gewesen
Vielen Dank! Ja, da hast du wirklich Recht. Ich habe und hatte dieses Jahr zehn bezahlte Auftritte und damit bin ich auch ziemlich glücklich. Ich brauche ja auch noch einmal ein Wochenende für mich.
Ich habe mal ausgerechnet, dass ich für einen durchschnittlichen Auftritt 10,75 Stunden Arbeit habe. Habe dazu auch einen Artikel auf meiner Homepage geschrieben: http://saengerinannalena.jimdo.com/beratung-sängerin/
Ich bin sogar immer eine bis ein einhalb Stunden früher vor Ort. Bei Hochzeiten ist es leider immer so, dass eine halbe Stunde vor Beginn die gesamte Gesellschaft schon in der Kirche sitzt und es ist weder schön, wenn diese dann schon alles hören, wenn ich Soundcheck machen, noch ist es gut, wenn die Gesellschaft sich lautstark unterhält und ich zu keinem Soundcheck mehr komme.
Mir macht das alles sehr viel Spaß. Das einzige, was mich immer wieder stutzig macht, ist die Hilfsbereitschaft der Menschen. Ich komme mit meinen 18 Jahren dort an und bin meist allein, da weder meine Eltern noch mein Freund Zeit haben, mich jedes mal zu begleiten. Naja und teures Equipment ist schwer... da lässt sich leider nichts machen. Und wenn ich dann mit meinem 20 Kilo schweren Verstärker die enge Kirchentreppe zur Empore heraufklettere und manche Männer aus der Hochzeitsgesellschaft da stehen und lächelnd sagen: "ganz schön schwer was?", dann überlege ich jedes Mal, warum ich mir das eigentlich antue, wenn im Endeffekt doch wieder alles Geld nur in die Musik fließt. Aber die glücklichen Gesichter danach machen das immer wieder weg.
Natürlich gibt es da auch Ausnahmen. Hab es auch schon erlebt, dass mir der Bräutigam persönlich beim Aufbau geholfen hat. Ist aber leider nicht die Regel.
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12-07-2016, 21:29 |
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ghetto
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RE: Ich bin zurück und nie wirklich weg gewesen
Tolle neue Homepage, die wirklich sehr viel Inhalt liefert!
Ich freue mich, dass du nach dem Debakel mit dieser TV-Show einen neuen Weg für dich gefunden hast und erkenne anhand dessen, was du schreibst, dass du diese Aufgabe wirklich ernst nimmst und versuchst, deinen "Kunden" wirklich das Beste zu bieten.
Zu deinen Fragen:
1) Bin selbst ja relativ oft auf Hochzeiten, Begräbnissen und anderen kirchlichen oder auch standesamtlichen Feiern unterwegs. Selten alleine, meistens im Duo oder im Trio, wobei die meiste Arbeit (Programm vereinbaren und erstellen, Arrangements schreiben, Einstudieren, Proben, Kommunikation mit Feiernden, Pfarren, usw.) in 99% der Fälle durch mich geschieht. Für eine Taufe, bei die wir zu 3. 4 oder 5 Lieder singen, verlangen wir je nach Entfernung 100 bis 150 Euro, wobei wir sehr oft gewisse Rabatte für Verwandte und nahe Bekannte gewähren und uns dann gegenseitig auch kein Geld verrechnen wollen. Wegen des Geldes spiele und singe ich auch nicht, aber bissl etwas kosten muss es ja. Dafür muss ich auch nicht zu jeder Anfrage "Ja" sagen, sondern kann mir die Auftritte irgendwie aussuchen. Wenn ich es kommerziell betreiben würde, dann würde ich alleine unter 150 Euro nicht nach Hause gehen und zu 3. würden wir 300 Euro kosten. Auch dann gilt noch, dass der Stundenlohn insgesamt deutlich unter dem liegt, den ich für meinen normalen Job bekomme. Auch für dich gilt, dass es immer eine Frage des Angebots und der Nachfrage ist. Wenn du zu teuer wirst, dann geht die Nachfrage zurück und der Ruf wird beschädigt. Gerade am Anfang würde ich eher weniger verlangen, weil dein Bekanntheitsgrad mit jedem Auftritt steigt und du selbst bei jedem Auftritt noch irrsinnig viel lernst. Wenn du jetzt schon viel Geld verlangst, dann darfst du dir während der Aufführung absolut keine hörbaren Fehler leisten. Ob du das jetzt schon locker schaffst weiß ich natürlich nicht.
2) bei der Anzahl von Auftritten, die du bisher lt. Webseite bestritten hast, halte ich das für übertrieben. Wenn du wirklich mehrere 1000 Euro Umsatz im Jahr machst, dann würde ich mich schon anmelden. In meinen Spitzenwochen habe ich letztes Jahr einmal innerhalb von 2 Wochenenden 400 Euro "schwarz" kassiert, auf Dauer hätte ich das schwarz nicht durchziehen wollen - und habe es auch nicht müssen.
Viel Erfolg und Gruß,
GHETTO
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12-07-2016, 21:30 |
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Anna_loves_music
Quetschklavier-Spieler
 
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RE: Ich bin zurück und nie wirklich weg gewesen
Also ich habe dieses Jahr noch 10 weitere Auftritte. Die Hochzeiten sind dieses Jahr etwas später  und auf meiner Homepage stehen die ganzen Auftritte aus dem letzten Jahr nicht, da ich da noch nicht angemeldet war und das soll mir nicht irgendwann zum Verhängnis werden.
Und ich bin schon angemeldet, da ich immer wieder nach Rechnungen gefragt wurde. Diese darf ich nur mit Steuernummer ausstellen. Des Weiteren erreiche ich den Freibetrag ja noch lange nicht. Das heißt ich hab halt Arbeit, das alles einzureichen, aber dabei hilft mir eine Verwandte.
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12-07-2016, 21:43 |
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Oslo
Moderator
       
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RE: Ich bin zurück und nie wirklich weg gewesen
Respekt, was du mit 18 schon auf die Beine stellst!
Zur 2. Frage: Fakt ist, wer Dienstleistungen in Rechnung stellt, darf das nicht ohne Anmeldung (Gewerbe/Freiberufllich/etc.) am FA vorbei machen. Insofern: Alles richtig gemacht.
Die Homepage finde ich ziemlich überfrachtet. Zu lange Texte, zu lange Ladezeiten. Das Ganze ist mehr eine Biografie als eine Visitenkarte.  Vielleicht kannst du auch das Menü noch anpassen, denn unter "Vita" schreibst du vom Untermenü "Eigene Songs", die findet man dann aber unter "Hörproben". Oder einfach verlinken. Wenn einem sowas schon beim Überfliegen auffällt, verstecken sich da vielleicht noch mehr logische Fehler...
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13-07-2016, 08:51 von Oslo.)
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13-07-2016, 08:30 |
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jayminor
Godfather of Music
       
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RE: Ich bin zurück und nie wirklich weg gewesen
Korrekt, wenn die Anschaffung Erhaltung der freiberuflichen Tätigkeit dient, kannst Du das steuerlich geltend machen und zwar im Rahmen der Einnahme/Überschussrechnung. Die musst Du machen, auch unterhalb 17.500 Euro. Wie sonst könntest Du dem Finanzamt aufstellen, welche Einnahmen gegen welche Ausgaben stehen ? Ist ja nur ein simples Excel oder ähnliches und keine "Buchhaltung" im klassischen Sinn.
Solange Du die Kleinunternehmerregel anwenden kannst, kannst Du die Anschaffungsbeträge übrigens zum Gesamtbetrag, den Du gezahlt hast (brutto) ansetzen. Machst Du ja mit den Einnahmen auch. Hier gilt also der tatsächliche Geldfluss, nicht der Netto-Wert.
Bei Beträgen oberhalb 17.500 Euro kannst Du die Kleinunternehmerregel bzgl.Umsatzsteuer nicht mehr einsetzen, da Du dann nicht mehr als Kleinunternehmerin veranlagt wirst.
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24-07-2016, 23:35 |
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Anna_loves_music
Quetschklavier-Spieler
 
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Registriert seit: May 2012
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RE: Ich bin zurück und nie wirklich weg gewesen
Hallo ihr Lieben,
ich weiß, ich lasse nicht viel von mir hören. Ich habe mich irgendwie hier im Forum zum stummen Mitleser entwickelt, bin zwar oft da, lese sehr gerne mit aber verschwinde meist kommentarlos wieder
Dennoch möchte ich euch ein wenig darüber erzählen, wie die Dinge sich bei mir so entwickelt haben. Ich studiere momentan im 3. Semester Medieninformatik (sehr sehr spannend, besonders weil ich auch viel über die Audioproduktion lerne und vor allem darüber, was bei einer Aufnahme im Rechner eigentlich so vor sich geht).
Und ich habe mir meinen Traum erfüllt (naja, zumindest so ein bisschen ^^) , denn ich lebe momentan von der Musik. Klar, das funktioniert nur, weil ich noch bei Mutti wohne  aber es gibt mir dennoch ein tolles Gefühl.
In diesem Jahr habe ich es nun bislang auf ganze 20 Auftritte gebracht und war zwischen Mai und August fast gänzlich ausgebucht (samstags).
Meist trete ich nun mit Gitarre auf und begleite mich selbst. Auch eigenen Songs widme ich mich nach langer Zeit mal wieder.
Ich hänge einfach mal zwei Videos an, die bei meinem letzten Auftritt entstanden sind. Vielleicht hat ja jemand Lust, mal reinzuhören
Liebe Grüße an euch alle und ich hoffe, es geht euch gut soweit.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 14-09-2017, 20:11 von Anna_loves_music.)
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14-09-2017, 20:10 |
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Mormirid
Schlagerfuzzi
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Themen: 5
Registriert seit: Aug 2017
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RE: Ich bin zurück und nie wirklich weg gewesen
Klingt echt gut.
Leider ist die Aufnahme nicht ganz so sauber, aber muss wohl etwas gehallt haben.
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15-09-2017, 06:25 |
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