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Gott
WildThing Offline
Klampfer
***

Beiträge: 146
Themen: 3
Registriert seit: Oct 2002
#36
 
Puh, das ist ja mal ein richtig philosophischer Thread hier. Da lass ich es mir doch nicht nehmen, auch meinen Senf dazuzugeben.

Zunächst einmal möchte ich mit der meiner Meinung nach niedlichen, doch absolut realitätsfremden Meinung abrechnen, dass der reine Glaube und die Religion ja eine ach so tolle Sache sei und nur die Menschen immer was böses daraus machen. Ich zitiere hier gerne mal DeeDee:
\"Natürlich kann man den Glauben auch missbrauchen (Stichwort Gotteskrieger), aber keine Religion kann ernsthaft menschenfeindlich ausgelegt werden; es sind lediglich die Menschen, die das machen.\"
oder Splinter:
\"Dass es Menschen gibt, die den Glauben instrumentieren wollen, um mehr Macht zu erhalten, ist klar, aber das heißt nicht, dass er an sich schlecht ist.\"
Die schlichte Wahrheit darüber ist, und nennt mich intolerant, wenn ich andere Meinungen darüber nicht anerkenne: Glaube ist etwas vom Menschen Erdachtes, eine Stütze, eine Lebenshilfe, an die er sich festklammern kann, wenn es sonst nichts mehr gibt. Glauben ohne Menschen gibt es nicht, also gibt es keinen reinen, blütenreinen Glauben. Da Glauben also nur mit Menschen existiert, ist er immer so wie seine Erschaffer: Fehlerhaft, naiv, volksverdummend, beherrschend.
Sicher, jeder kann für sich glauben und ich streite auch nicht ab, dass der persönliche Glaube für jeden das richtige ist. Aber er ist eben für niemand anderen das richtige. Daher ist jede Form der Verallgemeinerung von vornherein absolut falsch. Jede Art von Glaubensbekenntnis ist aber von vornherein eine Verallgemeinerung. Denn was ist denn unser persönlicher Glaube, wenn nicht eine von unseren eigenen Gedankengängen veränderte, nach unseren eigenen Vorstellungen und Gefühlen abgewandelte Form von dem, was uns unser Leben lang gepredigt wurde? Was glaubt ihr, wieviele von euch wären auf die Idee gekommen, an einen Gott zu glauben, der dies und das tut, wenn nicht viele, viele andere um euch herum das glauben würden? Unser Glaube basiert also immer auf dem Glauben der Masse, esseidenn, wir erfinden uns eine völlig eigene Religion. Und das ist nicht möglich, wachsen wir in einem religiösen Kulturkreis auf.

Blicken wir zurück, auf die ersten Religionen, die existierten: Frühmenschen sahen einen Blitz in einem Baum einschlagen, die Flammen lodern und, so sie ihre Angst überwanden, nahmen vielleicht von dem Feuer und lernten es zu kontrollieren. Ist es nicht natürlich, dass sie, mangels anderer Erklärungsmöglichkeiten, fortan an eine höhere Macht aus dem Himmel glaubten, die übernatürliches vollbringen könnte und ihnen Wärme spenden wollte? Wäre es weiterhin nicht natürlich, diese Macht auf alles in der Natur zu beziehen und zur Darstellung an besonders hervortretenden Objekten wie Felsformationen (siehe Ayers Rock in Australien) oder Tieren (Adler, Bären, Wölfe, Krokodile - wie es in Ägypten, bei den Indianern Nordamerikas etc. geschah) festzumachen? Aber muss es deshalb denn um Gottes Willen (ironisch, irgendwie) RICHTIG sein? Die WAHRHEIT ?

Alle überlieferten Religionen basieren letztendlich nur auf dem, was ich oben geschildert habe. Die Unfähigkeit des Menschen, Phänomene, die über seinen geistigen Erklärungshorizont hinausgehen, für sich annehmbar zu erklären ist in jedem Fall die Grundlage für den Glauben an eine Macht, die er als größer empfindet, als er seinen eigenen Geist bemisst.
Der Mensch fürchtet sich vor Unbekanntem, und weiß er etwas nicht, erfindet er sich etwas, um sich zu beruhigen. Um es wie Terry Pratchett nochmal etwas banaler auszudrücken: Zwei Typen laufen durch den Sumpf und sehen eine Schildkröte, die von einem modernden Baumstumpf springt. Der eine sagt: \"Wäre es nicht möglich, dass auf dem Rücken einer gaaaaaanz großen Schildkröte die Welt ruht?\" \"Wäre schon möglich, ja, ich glaube, du hast recht.\" - SO entstehen Religionen. Als Antwort auf Dinge, die dem Menschen, wenn er sie nicht weiß, Angst machen.

Allein die Fülle an zeitlich und örtlich voneinander unabhängig entstandenen Glaubensbekenntnissen zeigt doch eigentlich schon, dass Religion nur auf dem Erfindungsreichtum des Menschen im Bezug auf seine Umgebung basiert. Hätte jemals jemand ein Krodokil als Gottessymbol benutzt, wenn er nicht neben Krokodilen gelebt hätte? Nein! Hätte er ein anderes Symbol benutzt, wenn es keine Krokodile gegeben hätte? Ja! Ist es also in irgend einer Form richtig oder gerechtfertigt, ein Krokodil als Gottessymbol zu verwenden? Nein. Aber es ist nachvollziehbar. Es ist menschlich.
Dass die heutigen Weltreligionen so weit verbreitet sind und andere, frühere Religionen verdrängt haben, liegt daran, dass Religionen mit den Kulturen, mit denen sie verschmolzen sind zusammen entstehen und fallen. Ägypten fiel. Keine Krokodile mehr. Die Wikinger erfasste die Völkerwanderung und die späteren euopäischen Mittelalterreiche. Kein Thor mehr. Das Christentum hat bis heute nur Bestand gehabt, weil es sich durch das Römische Reich ein Sprungbrett nach ganz Europa verschaffte und so in den mittelalterlichen Reichen weiterlebte. Die geschichtlichen Ereignisse haben diese Religion nicht vernichtet. Das ist die ganze Wahrheit, nur deswegen glauben wir an Gott.
Als Großkhan Ogodhai, Nachfolger des Kublai Khan, sich anschickte, Europa zu überrennen (fragt mich nicht wann, irgendwann im Mittelalter), da war die Front schon bis an die Ostgrenze Deutschlands vorgerückt. Alle osteuropäischen christlichen Städte waren schon gefallen und selbst das deutsche Heer wurde schon vernichtend geschlagen, da starb irgendwo in der Mongolei ganz plötzlich besagter Ogodhai. Die Mongolen zogen sich zurück. Hätten sie es nicht getan, würden wir heute wahrscheinlich an den großen Pferdegott glauben (das ist jetzt eine Banalisierung - ich habe keine Ahnung von den mittelalterlichen Religionen der Mongolen!). Kein Kölner Dom, keine Wieskirche, kein Papst, keine Missionare in Amerika, Australien und wer weiß wo noch, keine morgendlichen, sonntäglichen Hurra-Programme in den USA. Das Christentum wäre schlichtweg verschwunden.

Ob ich an die Bibel glaube? Nein! Alles nur von Menschen irgendwann mal erfunden, geträumt, auch gut gemeint und aufgeschrieben. Ob ich an Gott glaube? Nein. Mag sein, dass da draußen irgend etwas ist, das über unseren Horizont geht, das größer ist, als wir unseren eigenen Geist bemessen. Mag sein, dass wir es auf Quantenebene suchen oder gar nicht wissenschaftlich erfassen können. Mag sein, dass wir es nie wissen werden. Wahrscheinlich werden wir es nie wissen. Und so lange wir es nie wissen werden, werden wir uns munter weiter ein Bild von Gott machen, jeder nach seiner Facon, jeder, wie es ihm seine Lebensumgebung nahelegt, jeder, wie es mit seinen Wertvorstellungen und Gefühlen einhergeht. Und jeder, dem das zu viel Mühe bereitet, wird munter irgend jemandem nachlaufen, der das für viele Menschen machen will und wird an dessen Glauben glauben und sich als Machtmittel missbrauchen lassen. So lange Menschen existieren, wird das Punkt für Punkt so passieren. Immer und immer wieder. Und dennoch ist es alles falsch. Hevorgebracht von dem wohl fehlerhaftesten, subjektivsten und am meisten irgendwelchen Stimmungsschwankungen unterworfenen Ding, das wir kennen: dem menschlichen Geist, in dem keine reine Wahrheit existiert, nie existieren kann.
20-08-2003, 15:09
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RE: Gott - von Ty - 19-08-2003, 00:36
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