@jemflower
Die Soundkarte ist garnicht so wichtig wie man denkt, sie ist letzten Endes ja nur der A/D Wandler, wenn nicht sogar das schon vorher passiert. Wichtig ist hier nur eine Bitrate von mindestens 20bit, besser 24bit, und eine Abtastrate von 96kHz. Alles was drunter ist verschenkt Dynamik und Frequenzen nach oben. Klangformend sollte die Soundkarte aber keinesfalls sein, sie sollte nur neutral klingen und einen möglichst hohen Rauschabstand haben.
Schon etwas wichtiger ist der Preamp, der macht das Mikrofonsignal laut, also muss er auch gewisse musikalische Klangqualitäten haben. Sehr beliebt bei Stimmen sind Röhrenpreamps, die Prinzipbedingte leichte Anhebung der Mitten und (vor allem) deren Obertonverhalten geben einer Aufnahme den Charakteristischen, \"teuren\" Amisound. Ein bisschen weicher und wärmer, aber dafür schön fett und stark. Transistorpreamps klingen hier oft zu analytisch oder zu ehrlich. Es kann nicht schaden, das Signal bereits im Preamp leicht zu komprimieren und mit nem EQ kleine (!!!) Korrekturen vorzunehmen. Was man hier macht muss man später nicht mehr machen.
Im Preamp ist wieder der Rauschabstand wichtig um nicht Dynamik zu verschenken und es ist wichtig dass man vom Mikrofon bis in die Soundkarte symetrisch überträgt. Gerade auf diesen Wegen sollte man auch vieleicht mal 30 Euro in ein gutes Kabel investieren, es lohnt sich.
Also, das letzte Glied in der Kette, das Mikrofon. Aufgrund der grösseren bewegten Masse sind dynamische Mikrofone relativ selten auf Gesangsaufnahmen zu hören, sie lösen ja in den Höhen nicht so fein auf wie Kondensatormikrofone. Trotzdem ist es möglich, grosse Teile von Michael Jackson´s Thriller wurden angeblich mit nem SM58 aufgenommen. Meistens bietet sich aber ein Kondensatormikrofon an, es geht ja um möglichst authentische Abbildung, oder ?
Naja, wenn es darum ginge, würden wir alle mit Kleinmembrankondensatormikrofonen aus mindestens 40cm Entfernung durch Transistorpreamps aufnehmen. Damit klingt die Stimme unglaublich authentisch, aber alles andere als fett, warm oder wie auch immer man sie auch haben will. Ein Grossmembrankondesatormikrofon (alles über 19mm Membrandurchmesser wird so genannt) hat aufgrund seiner grossen Membranfläche auch eine relativ träge Ansprache, also \"verwischt\" es etwas die Kanten einer Aufnahme und klingt durch die grössere bewegte Masse auch etwas bassiger, da die Höhen sanft abfallen. Die meisten guten Gesangsmikros klingen auch nicht linear, sie haben alle ihren eigenen Sound, der zur aufgenommenen Stimme passen sollte. Ich finde zum Beispiel das U87 für Kraftvolle Gesangsstimmen in Rocknummern geil, Ne Ballade mit ner NorahJones mässigen Sängerin würde man damit kaputtmachen. Also sollte man für die eigene Stimme das richtige Mikro haben.
Zu guter Letzt muss man nur noch Mikro und Preamp aufeinander abstimmen. Es bringt garnichts, ein Neumann KM86 vor nen SPL Goldmike zu hängen, da das Neumann sehr feinzeichnend und präzise ist und der SPL macht fett und weich. Damit hat man sehr viel Geld für ne Kombination bezahlt die klingt wie ein T-Bone vor nem Behringerpreamp. Eine sehr gut passende Kombination für Singer/Songwritersachen ist meiner Meinung nach das Rode NT2A mit dem Behringer Ultragain Pro Preamp, die beiden ergänzen sich Prima und machen nen schönen, offenen Sound mit nem guten SChuss Wärme. Für rockligere Sachen kann man auch gerne zu nem TLA Fatman oder sowas in der Richtung greifen. Ich würde aber immer dazu raten, nen extra Preamp zu verwenden. Zu Hause hab ich nen Behringer Ultragain Pro und es klingt besser als nur mit der Soundkarte. Für rund 100 Euro für 2 Kanäle ist das geschenkt, man sollte nur den EQ gerade lassen, der taugt nichts.
Also, ich fasse nochmal in Stichpunkten zusammen, wie eine gute Aufnahmekette für die Stimme aussehen sollte.
- Gutes Mikrofon, passend für die eigene Stimme, unbedingt mit Ploppkiller!
- Gutes, geschirmtes Kabel zum Preamp
- Preamp der auf die eigenen Bedürfnisse und das Mic abgestimmt ist.
- Gutes, geschirmtes und vor allem symetrisches Kabel zur Soundkarte
- Soundkarte mit mindestens 20bit und 96kHz, ideal 24 bit.
Wenn man sich daran hält, kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Wer schonmal Vocals mit dafür passendem Preamp und Mic aufgenommen hat weiss, dass man kaum noch am EQ schrauben muss. Da ist dann genau das auf Band was man haben will.
Ich hoffe damit kannst du was anfangen, du kannst ja mal genau den Signalfluss posten mit dem du aufnimmst, da kann man dann bestimmt die Schwachstellen ausmachen und dir sagen woran es liegt.
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Macht`s gut und danke für den Fisch (Douglas Adams)
...sieht Scheisse aus, klingt aber geil... (FT2007)
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