Brief an Manny

[moosbert]

Moin meine lieben Mitstreiter,

ich habe mich auch eben hingesetzt und ein paar Zeilen verfasst, die Manny und Gregor per Post zugehen und die ich euch gerne zum Lesen überlassen möchte. Lasst die Tasten und Stifte glühen!

[sarcasm mode] Ich habe mir die Anrede Lieber Manny, Lieber Gregor gesetzlich schützen lassen. Jeder der diese Zeile(n) verwendet bekommt in den nächsten Tagen Post von meinem Anwalt. [/sarcasm mode]



Lieber Manny,
Lieber Gregor,

auch ich möchte mit diesen Zeilen meine Bestürzung über das, was Euch und unserem lyricsarchiv zurzeit widerfährt zum Ausdruck bringen.
Seit dem 07.12.2004 zum Forum gehörend, damals als Nr. 1457 angemeldet, haben mir unzählige Leute geholfen, mich an der Gitarre weiter zu entwickeln, ich konnte (hoffentlich) vielen anderen bei ihren eigenen Problemen helfen und viel wichtiger: ich habe hier im Forum und auf den beiden Treffen die ich bisher besuchen durfte viele liebe Menschen kennen gelernt die genauso musikverrückt sind wie ich.
Und nun werden wir alle dafür abgestraft, dass wir die Musik so lieben und uns gegenseitig bei unserem Hobby, welches uns zum einen beim Spielen selbst, zum anderen beim Zuhören der Vorträge anderer so viel Freude bereitet unterstützen. Musik ist ein Gut der Menschheit und niemand hat das Recht dazu, uns dieses zu nehmen. Aus welchen Gründen auch immer.
Niemand darf uns die Möglichkeit nehmen uns auszutauschen und gegenseitig zu helfen. Sei dies durch Tipps zur Technik oder halt durch Hilfestellung bei der Suche nach dem richtigen Akkord.
Jeder der Ohren hat, besitzt prinzipiell die Fähigkeit einen Songtext zu reproduzieren. Der eine kann das weniger gut, der andere etwas besser und bietet dann seine Hilfe an. Dieses Miteinander soll nun unrecht sein? Mir kommt das kalte Grauen. In einer Gesellschaft in der zunehmend jeder sein eigenes Süppchen kocht und sich um die Probleme und Bedürfnisse des anderen einen Dreck schert ist dieser uneingeschränkte Zusammenhalt, völlig gleich wer da Hilfe braucht oder wem ich meine Hilfe anbieten kann, gerade so wichtig.
Jede Gruppe der Gesellschaft entwickelt mit der Zeit bestimmte „Kriterien“, die erfüllt sein müssen um „dazu zu gehören“. Biker umgeben sich mit Bikern, Punker mit Punkern, Skater schließen sich Skatern an und Juppies suchen ihre Gefährten in ihrem Kreis. Musikern und Musikbegeisterten ist es allerdings völlig egal, was für einer Gruppe der Gegenüber angehört. Ein Mensch der nicht irgendwo die Musik liebt lebt (und liebt) nicht, ein Musiker der niemanden zum Zuhören hat gibt seine Passion früher oder später verbittert auf. Die Musik verbindet Menschen unterschiedlichster Herkunft und Façon völlig ohne Vorbehalte. Und diese Möglichkeit darf uns niemand kaputt machen.

Es ist mir völlig unverständlich, wie jemand behaupten kann, die Veröffentlichung von Text und Akkorden zu einem Lied würde der entsprechenden Industrie schaden. Niemand, der den zweiten Akkord in der dritten Zeile des Refrains des Liedes xy von Interpret Knut Edelbert sucht kauft sich das entsprechende Songbuch irgendeines Verlages (sofern es dies überhaupt gibt) um den Akkord zu finden. Ein Songbuch kaufe ich, wenn ich die Tabulatur oder genaue Partitur eines Stückes brauche um beispielsweise ein Solo einzuüben. Und selbst das werde ich mir in Zukunft überlegen, da ich damit einen Industriezweig unterstütze, der mir mein geliebtes Hobby durch derartige Machenschaften kaputt zu machen versucht.
Ein Industriezweig, der sich in den letzten Jahren selbst kaputtwirtschaftet indem auf Teufel komm raus irgendein Scheiß produziert wird um möglichst schnell möglichst viel Geld zu verdienen. Relativ schnell hat der Konsument die Nase voll von dem vor ihm stehenden
0815-„Künstler“, lässt ihn links liegen und die Musikindustrie muss wiederum eine neue Figur erschaffen um den Konsumenten weiterhin zu erreichen und ihm das Geld aus der Tasche zu ziehen. Das kostet halt alles auch nicht wenig, der Ertrag ist dann zwar kurzfristig da, aber „wahre“ Musiker, die über Jahre hinweg ohne aufwendige Werbung am Markt existieren können und genug Kohle abwerfen um für die Plattenbosse attraktiv zu sein muss man schon suchen.
Und die Zeche dieser Misswirtschaft soll nun der kleine Endverbraucher zahlen? Mir wird schlecht.

Eine Verlagsgruppe von der ich vorher nie gehört habe und Anwälte die das schnelle Geld wittern versuchen nun aus völlig dubiosen und abwegigen Gründen uns in unserer Freiheit zu beschneiden. Wo bitte ist die Grundlage für diese Abmahnwelle? Was erwartet ein Verlag für die Zukunft von so einer Aktion? Dass die Leute ihm im Anschluss daran die Türen einrennen und Songbooks kaufen? Also bitte, wenn ich die Hand schlage, die mich füttert kann das doch nur nach hinten losgehen.
Wenn es einem Verlag wirklich um eine akzeptable Lösung für die Zukunft ginge, würde man sich zusammensetzen und danach suchen aber nicht einfach den Holzhammer rausholen. Die Anwälte reiben sich die Hände und planen den nächsten Karibikurlaub.
Diese Vorgehensweise können und dürfen wir uns nicht gefallen lassen oder auch nur ansatzweise akzeptieren. Es kann nicht sein, dass irgendein Anwalt, ob nun beauftragt oder nicht, plötzlich mit Forderungen aus dem Gebüsch springt, die mit dem eigentlichen Problem und Grund nun überhaupt nichts zu tun haben. Entschuldigung, aber ihr habt sie doch nicht mehr alle. Unser Rechtssystem darf so eine Vorgehensweise nicht zulassen. Dass dies anscheinend doch der Fall ist manifestiert eine unglaubliche Arroganz und Ignoranz gegenüber dem kleinen Bürger, der völlig hilflos liegen gelassen und solchen Machenschaften ausgeliefert wird.

Wir werden alle für unser Recht uns untereinander auszutauschen kämpfen. Wir werden das so nicht hinnehmen und unsere Stimme erheben. Wir lassen und weder entmündigen, noch einschüchtern, noch lassen wir uns in unserer Freiheit beschneiden.

Lieber Manny, lieber Gregor, lasst Euch gesagt sein, wir stehen ALLE hinter Euch und geben Euch alle Unterstützung die Ihr braucht und die wir zu leisten im Stande sind.


greetz, moosbert
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Wer anderen eine Grube gräbt, der hat ein Grubengrabgerät...