@hetfield:
Fall Hohmann.
Eben die Essenz der Rede ist es, über die sich ganz trefflich streiten lässt. Du liest da nur als Thema die Absurdität des Begriffes Tätervolk heraus. schön.
Wenn ich die Rede in ihrer Gesamtheit auf mich wirken lasse komme ich zu einem anderen Schluss. a) ist die Rede für mich unerträglich mit Nationalismus getränkt, der hauptsächlich durch populistisches Geblubber wie \"Der eigene Staat muß in erster Linie für die eigenen Staatsbürger da sein\" rübergebracht wird. Klingt für mich arg nach \"Deutschland den Deutschen\", auch wenn er seine Version nicht in dem üblichen Kontext nennt.
Zur Antisemitismus-sache:
Das er die Absurdität des Begriffes Tätervolk herausstellen will ist ja ok, finde ich gut, mit dem Begriff kann ich auch nichts anfangen.
Aber mit welchen Mitteln? Doch nur mit dem Altbekannten \"Die da sind aber genauso schlimm wie wir!\". Sowas zieht als Argument schonmal gar nicht und wenns darum geht, Juden mit Deutschen in der Qualität ihrer Verbrechen gleichzusetzen ist das erst recht völlig inakzeptabel.
Ausserdem wärmt er da wieder unerträgliche Klischees auf. Der Jude als Führer des Bolschewismus. Der Jude als Planer und Ausführer von Attentaten. Tut mir leid, da kotze ich.
Desweitern sagt er zwar, dass Leute wie Trotzki mit ihrer Religion nicht mehr viel am Hut hatten. Das hält ihn aber nicht davon ab, diese Leute als Grund zu verwenden, den Juden ebenfalls die Berechtigung zum \"Tätervolk\" zu geben. Absurd.
Die neue Mitte:
Achso, du meinst nicht die von Schröder, alles klar.
Dann hast du auch recht, wenns darum geht, dass es eine gewisse Verschiebung nach Links gibt. Im Gegensatz zu dir begrüße ich sie allerdings, da ich denke, dass die Ideologie der SPD und der Grünen weitaus menschenfreundlicher ist als die von CDU/CSU und FDP.
Dass die SPD auf Landesebene mit der PDS koaliert ist im übrigen bestimmt keine Liebesehe. Stell dir einfach mal die Durchsetzungsfähigkeit und das daraus resultierende Chaos einer Minderheitenregierung vor. Alles ist besser als das. Und sobald die Möglichkeiten bestehen werden diese Zweckbündnisse auch wieder aufgehoben. Leider richten sie bis dahin bestimmt noch einigen Schaden an, da geb ich dir recht.
Ostalgie geb ich dir auch recht. Diese Verklärung nervt mich auch ziemlich. Aber ich habe hier genug Freunde, die sich nach wie vor über ihre schöne Kindheit in der DDR freuen und sich mehr als nur kritisch mit dem System auseinandersetzen.
Irgendwelche 60er-Revivals fine ich ähnlich mistig. Da wird dann gerne auch die Spiegel-Affäre und mehr vergessen. Der Mensch erinnert sich eben gerne positiv, bis zu einem gewissen Grade (Den ich bei der Ostalgiewelle allerdings überschritten finde) ist das auch nicht schlimm.
Zitat:\"Und die Wahlerfolger der NPD sind zu einem guten Teil auch bedingt durch protestwähler und die ältere Generation, der man nicht übel nehmen kann, dass da noch das Herz dranhängt.\"
Wenn dieser Satz in den 50er, 60er Jahren gefallen wäre, dann würde ich ihn (fast) bedenkenlos unterstreichen. Leute die in einem totalitären System aufgewachsen sind und inzwischen noch einen gesunden Altersstarrsinn entwickelt haben sind selten noch in der Lage umzudenken. Wobei ich es den Alt-DDR´lern erheblich weniger übelnehme, da in der DDR der Schaden eher unbemerkt angerichtet wurde (Glaube kaum, dass Mauerschüsse groß in die Presse kamen, Stasi operierte auch nicht wirklich offiziell) und die Nazis mit ihren Verbrechen sogar noch angaben. Insofern warte ich ziemlich gelassen auf den Generationenwechsel.
Und die Protestwähler: Die halte ich auf Dauer für wenig gefährlich. Schau einmal was die Schill-Partei in Hamburg im Moment für eine Bedeutung hat: Gar keine.
Gruß, AndiBar
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Calvin: A Sombrero? Are your crazy?! Cool People don´t wear Sombreros!
Hobbes: What fun ist it being \"cool\" if you can´t wear a Sombrero?