Für den Anfang ist das sicher nicht schlecht, aber bei genauerem durchlesen merkt man aber dass der Verfasser nicht wirklich tief in die Materie eingestiegen ist. Gerade was Raumakkustik und Monitoring angeht findet man auf Anhieb einige schlicht falsche Behauptungen. Die EQ-Tips sind als Richtlinie vieleicht nicht verkehrt, wenn eine Bassdrum aber keinen Wums hat würde ich erstmal die Mikroposition überdenken bevor ich bei 100Hz was reindrehe. Ganauso wie seine Abhandlungen zu Stereomikrofonie, AB bietet zwar viel Räumlichkeit, die ist aber ganz schnell weg wenn man mit Hall drangeht, da diese Räumlichkeit nur auf Laufzeitunterschieden basiert, MS ist auch lange nicht so kompliziert wie er schreibt, ne MS-Matrix ist mit n paar Pultkanälen mit Phasereverse schneller gebastelt als rausgeholt und eingesteckt.
Nochmal kurz was zum Thema EQ:
Das einfachste Verfahren zum erfolgreichen verbiegen des Klanges eines Instrumentes (oder einer Stimme) ist immer noch das Hören ! Ich halte auch nichts von Aussagen wie \"Bei ner E-Gitarre muss man 600Hz boosten\". Jedes Signal muss abgehört werden um beurteilen zu können was da fehlt oder wegmuss. Jeder der mit einer DAW wie Cubase, Logic, Sonar etc. arbeitet hat parametrische EQ´s zur Verfügung, also werde ich diese als Grundlage für das weitere nehmen.
Klangbearbeitung unterteilt sich IMMER in 2 Schritte:
1.: Entzerren, d.H. störende Frequenzen ziehen
2.: Kreatives Sounddesign, d.H. anfetten, mehr Wärme hinzufügen etc.
Anfangen sollte man immer mit dem beseitigen der störenden Frequenzen. Mal angenommen man hört irgendwo in den Mitten eine Frequenzspitze (Peak) die etwas beisst. Das Ding muss natürlich weg, also nimmt man sich nen parametrischen Filter, dreht das Band sehr schmal (hoher Q-Wert) und dreht den Gain ziemlich auf (so+12dB oder so). Jetzt kann man mit dem Frequenzregler des Filters das gesamte Frequenzband \"scannen\", also einfach langsam durchfahren. Wenn nun an irgendeinem Punkt das nervige Geräusch zur schmerzhaften Angelegenheit wird hat man die richtige Frequenz erwischt. Jetzt ist nicht mehr zu tun als einfach den Gain runterzufahren bis die Frequenz nicht mehr nervt und den Q-Wert anzupassen, fertig.
Wenn das Signal dann schmerzfrei klingt kann man sich Gedanken über den eigentlichen Klangcharakter machen, wobei ich hier nur zu sehr kleinen Eingriffen rate, da breitbandige Eingriffe sich stark auf die Phasenlage des Signales auswirken und daher Auslöschungen und Schwebungen zur Folge haben könnten. Wenn das Instrument garnicht so klingt wie man es will, sollte man zuerst an der Mikrofonierung arbeiten. Aber zurück zur Kreativarbeit. Es geht hier ja meist nur um sehr ungenau definierte Bereiche, keiner wird sagen \"Ich hätte da gerne noch 420 Hz mit nem Q von 13 bei +6dB\" , es wird vielmehr das Bedürfnis nach mehr Wärme in der Stimme spürbar. Ich rate in solchen Fällen eigentlich meistens zu breiten, aber dezenten Anhebungen, zumindest in Mitten und Höhen. Schmale Boosts klingen schnell unnatürlich. Oft hilft es auch statt Mitten und Höhen zu boosten einfach die Bässe abzusenken.
Wenn´s um mehr Druck geht kann man auch mit nem kleinen Trick arbeiten. Ne Bassdrum in nem Rocksong kann es durchaus verkraften wenn sie n bisschen mehr Schub bekommt, dazu sollte man jetzt nicht eine Frequenz boosten wie verrückt, dadurch geht nämlich der höhergelegene Kick verloren. Hier funktionert es ganz gut wenn man z.B. 80Hz um 3dB boostet während man 120Hz um 3 dB absenkt. Der Gesamtpegel der Bassdrum wird sich nur unmerklich erhöhen, der Kick bleibt erhalten aber es hört sich an als hätte man 80 Hz um 4-6dB geboosted.
Also gut, ich hab mich hinreissen lassen... Eigentlich wollte ich nur kurz meine Meinung kundtun...Naja, ich hab ja Zeit
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Macht`s gut und danke für den Fisch (Douglas Adams)