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Vocals aufnehmen? - Druckversion

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RE: Vocals aufnehmen? - MaidenFan - 28-03-2010

Hallo,
heute mal eine Frage zu Vocals aufnehmen und damit möchte ich mich an all diejenigen richten, die KEIN richtiges Studio besitzen :-). Was habt ihr für Tips, damit die Vocals richtig gut und schön \"vorne\" klingen? Wir haben vor kurzem versucht bei unseren aufgenommen tracks, die vocals einzusingen und es klang einfach nicht gut. Wenn wir proben oder Live spielen klingt alles super, aber sobald wir die stimme aufnehmen, klingt sie sehr weit weg und iwie komisch. Wir nehmen mit einem AKG Perception 220 Großmembranmikrofon auf. Der Raum hat eine Holzverkleidung an den Wänden und an der Decke und hat schätzungsweise 20 m². Gibt es denn einfache Tricks, sich zB eine Gesangskabine selbst zu bauen oder zumindest eine SChallabsorbierende Wand, damit die Stimme schön trocken und \"vorne\" aufgenommen werden kann? Welche Räume sind denn geeignet (Raumgröße?). Vielen Dank für eure Antworten
Schönen Abend

Maidenfan

(PS: wir haben eine Frontsängerin, einen Backgroundsänger und spielen 80er Jahre Heavy Rock)


- Aulandpicker-geloescht - 28-03-2010

Der Inhalt dieses Posts wurde auf Wunsch des Verfassers gelöscht.


- babarossa - 28-03-2010

Zitat: Original von MaidenFan:

...
Gibt es denn einfache Tricks, sich zB eine Gesangskabine selbst zu bauen oder zumindest eine SChallabsorbierende Wand, damit die Stimme schön trocken und \"vorne\" aufgenommen werden kann?
...
Da ich im relativ leeren Wohnzimmer aufnehme, spanne ich bei Bedarf zwei Waescheleinen, ca. 1-1.5m auseinander, durch die Bude, daran haenge ich Wolldecken auf und lasse sie auch oben ueberlappen. Die \"Stirnseiten\" haenge ich dann auch teilweise ab (die Front nur zum Teil, damit ich noch Zugriff auf Monitor und Tastatur habe.

Ich bilde mir ein, das bringt was.


- Aulandpicker-geloescht - 28-03-2010

Der Inhalt dieses Posts wurde auf Wunsch des Verfassers gelöscht.


- Ghostman - 28-03-2010

man kann auch ne leiter aufstellen, darüber ne wolldecke hängen und dann mit`m mikro ab in die höhle und die gesangsspur einsingen. haben wir auch schonmal gemacht bei ner aufnahmesession.


- andy456 - 29-03-2010

Versuche die Vocals in neutral Klingende Umgebung einzusingen, zum Beispiel mitten im Wohnzimmer ist gut, die Sofas dienen hier als Breitbandabsorber. Vergiss direkt den scheiß mit einer Gesangkabine, die bring nix außer sie ist akustisch sehr gut optimiert und auch dem entsprechnd sehr groß, nix mit 1,5 x1,5 m Kabuff voll Noppenschaum. Mit eurem Mikro sollte es möglich sein nen guten Sound zu bekommen. Natürlich müsst ihr die Vocals noch mit EQ und Kompressor nach bearbeiten sowie etwas Reverb und /oder Delay. Wenn es zu weit wegklingt, sing ihr richtig rum ins Mikro? Gain weit genug auf gedreht? Abstand zum Mikro nicht zu groß? (Ca 15cm ,eine Handbreit)

Lade doch mal nen schnippsel hoch dann kann man besser beurteilen woran es liegen könnte! Wenn es im Wohnzimmer oder in eurem Aufnahme raum zu sehr der Raum mit aufgenommen wir ist die Idee mit dem dicken Vorhang sehr gut. Man kann auch einfach nen Kleiderschrank weit öffnen und über die Schranktüren Decken legen, und in Richtung schrank innen singen!;-)


- ov1667 - 29-03-2010

Zitat: Original von andy456:

...
Abstand zum Mikro nicht zu groß? (Ca 15cm ,eine Handbreit)
...
;D Du wärst prädestiniert für eine 10saitige Gitarre ...


- 12bar - 29-03-2010

Zitat: Original von babarossa:
Da ich im relativ leeren Wohnzimmer aufnehme, spanne ich bei Bedarf zwei Waescheleinen, ca. 1-1.5m auseinander, durch die Bude, daran haenge ich Wolldecken auf und lasse sie auch oben ueberlappen. Die \"Stirnseiten\" haenge ich dann auch teilweise ab (die Front nur zum Teil, damit ich noch Zugriff auf Monitor und Tastatur habe.

Ich bilde mir ein, das bringt was.
Nee, watt ein geiler Tipp. Warum bin ich da nicht schon vor Jahren selber drauf gekommen!


- ghetto - 29-03-2010

Damit es richtig schon nahe klingt solltest du das (dynamische) Mikrofon quasi fressen, während du singst. Ein gut eingestellter Kompressor macht den Rest.

Klar bringts etwas, wenn du den Raumeffekt mit Decken usw. neutralisierst bzw. eliminierst. Am meisten macht m.E. aber der Abstand zum Mikrofon aus.

Gruß,


- Gruselgitarre - 29-03-2010

Hier ein paar Tipps aus meiner Studioerfahrung (als Musiker, nicht als Tontechniker):

- zuerst Probeaufnahmen mit mehreren unterschiedlichen Mikros machen, um herauszubekommen, welches den Sänger am besten abbildet. Unbedingt auch dynamische Mikros testen, die sind sehr mittig und druckvoll (Ploppkiller nicht vergessen).
- zwei Mikros mit unterschiedlichen Charakteren in gleichem Abstand benutzen
- die Gesangsspur auf eine andere Spur kopieren und minimal nach hinten verschieben
- mehrere Gesangsspuren kopieren und jede mit einem anderen EQ einstellen, mal mehr die Höhen oder Bässe reindrehen und das ganze dezent und gepant auf L und R dazumischen
- Refrain mehrfach einsingen, dabei Konsonanten am Ende eines Wortes weglassen, sonst gibt es peinliche Effekte. Also statt \"laut\" singt man nur \"lauuuu\"
- fette Kompression auf die Stimme mit einer Rate von 1:4 bis 1:8. Nach und nach kommen so auch die Atemgeräusche des Sängers deutlich heraus, das kann sehr reizvoll und natürlich klingen (muss aber nicht)
- eine gesonderte Spur mit Fettmachern behandeln, wie Detune, Delay, Multivoice oder Octaver
- aufpassen, dass andere Instrumente nicht mit der Stimme kollidieren und sie verdrängen. Auf Stimmfrequenzen liegen vor allem Gitarren und Keyboards (-> ein gutes Arrangement macht deshalb das Mischen viel leichter) Bei Kolllisionen der Stimme immer Vorrang geben und die Frequenzen bei den anderen Instrumenten herausdrehen
- Nützliches EQ Wissen:
um 250 Hz liegen Bauch und Wärme der Stimme
2 kHz Kraft und Druck
3-6 kHz Sprachverständlichkeit
8-10 kHz Anhebung macht die Stimme grob und aggressiv
12-15 kHz Anhebung macht luftig und seidig, das ist gut für den Background-Gesang
- alle Effekte außer Hall sollten in den Hintergrund gemischt werden, sonst wirkt es unnatürlich
- gut eingesetzer Hall ist eine Wissenschaft Smile Muss zur Musik, zum Sänger passen. Häufiger Fehler: die zischelnden Höhen werden nicht entfernt und beißen einem ins Ohr. Die kann man leicht mit Deesser oder EQ entfernen.

Hups, das war vielleicht ein bisschen viel...
trotzdem viel Erfolg und Grüße


- Andy63 - 29-03-2010

Zitat: Original von Gruselgitarre:
...
12-15 kHz Anhebung macht luftig und seidig, das ist gut für den Background-Gesang
....

luftig und seidig... ja ... kann ich nachvollziehen... aber ist es nicht so, dass für Signale die weiter hinten im Raum stehen sollen (Background) die Höhen ein wenig zurück genommen werden?

Gruß, Andy


- MaidenFan - 29-03-2010

Vielen Vielen Dank, für eure Tips und Tricks.
Damit ist mir schonmal sehr geholfen. Der Trick mit den Wäscheleinen und den Decken darüber find ich klasse. Muss ich unbedingt ausprobieren. Ansonsten werd ich mal den Gesang aufnhemen und mal grob bearbeiten um nachzuhören wie sich der Gesang entwickelt, sollten immer noch probleme auftreten, werd ich ein schnipsel hochladen. Nochmals vielen Dank für die nützlichen Infos (vorallem auch für die EQ-Tips) und einen schönen Abend wünsch ich euch.
Gruß
Maidenfan


- Gruselgitarre - 30-03-2010

Zitat: Original von Andy63: aber ist es nicht so, dass für Signale die weiter hinten im Raum stehen sollen (Background) die Höhen ein wenig zurück genommen werden?
Begründung?

Die Stellung im Raum entsteht ja nur unwesentlich durch Höhen und Tiefen, sondern durch PAN und Hallanteile (bzw. Reflektionsanteile).

Aber erlaubt ist trotzdem alles, wenns gefällt. Smile


- Frank_Drebin - 30-03-2010

Nicht verwechseln: EQ beeinflusst je nach Position in der Kette das trockene Signal oder alles. Die Höhendämpfung des Reverbs jedoch nur den Hallanteil! Das ist der feine Unterschied.


- MrPetriani - 30-03-2010

Naja, man kann ein Signal schon \"nach vorne Mischen\" indem man die Höhen anhebt. Die Luft wirkt auf hohe Frequenzen am ehesten wie ein Absorber, daher wirkt das schon alles mit. Natürlich spielen da auch noch andere Faktoren mit, Hallanteil wäre zum Beispiel ein ganz grosser.

Ich kann nur dazu raten, bei der Aufnahme schon so viel wie möglich Sound zu machen, alles was danach kommt, ist nicht echt und daher auch nicht wirklich mit dem Signal verbunden. Mit dem Perception sollten schon brauchbare Aufnahmen möglich sein, die ideale Entfernung wäre in einem normalen Wohnraum wohl so bei etwa 8 - 10cm zu suchen, wenn beim Komprimieren zu viel Raum mit hochkommt, kann man auch ruhig n paar Decken aufhängen, das ist wohl wirklich einer der praktischsten Tips.

Grundlegend würde ich die Mitte des Raumes eher meiden, da sich hier praktisch alles an Reflektionen sammelt und auch einige Raumeigenmoden hier ihre Peaks haben. Ein Ort irgendwo auf 2/3 einer Wandlänge ist keine wirklich schlechte Idee. Von solchen Dingen wie Mikrofonabsorbern würde ich eher Abstand nehmen, hier hat man mehr üble Kammfiltereffekte als sonstwas.

Gesangskabinen sind in der Regel auch eher nicht sonderlich hilfreich. Ich würde immer lieber einen echten Raum mit drauf haben als eine mit Noppenschaum ausgekleidete Telefonzelle. Sowas hört man im Mix, das klingt dann eng und \"boxy\".