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Röhre vs. Transistor - Druckversion

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RE: Röhre vs. Transistor - qwertz182 - 14-12-2009

Hallo Gitarrenfreunde,

der Titel sagt ja im Prinzip schon alles...was mich hier aber genau interessiert ist mal folgendes:

Röhrenverstärker kosten ja um einiges mehr als Transistorverstärker. Woran liegt das? Sind die tatsächlich schwieriger herzustellen bzw sind die Bauteile so teuer? Oder macht man die nur so teuer, weil die einfach so beliebt sind?

Was spielt ihr für Verstärker, Röhre oder Transistor?
Und wie ist das eigentlich mit der Leistung des Verstärkers, man sagt ja, dass Röhrenverstärker mit z.b. 50 Watt viel mehr Leistung bringen als Transistorverstärker mit 50 Watt. Ich benutze momentan einen 50-Watt-Transistor-Combo, und bei unseren Proben ist der meist auf 4/10 der maximalen Lautstärke und das ist mehr als ausreichend. Wenn ich den darüber hinaus aufdrehe, krieg ich schon Ohrenschmerzen. Jetzt frag ich mich: was soll man da mit einem 100-Watt-Röhrenverstärker, womöglich noch mit einer 4x12er Box??? Wer braucht so viel Leistung? Bei großen Bühnen wird doch meines Wissens nach eh alles mit Mikros abgenommen? Oder irre ich da? Und da tut sich mir schon die nächste Frage auf: ich habe mal gehört, um alle Möglichkeiten eines Röhrenverstärkers auszunutzen, muss man den schon ein bisschen aufdrehen (und eignet sich daher nicht fürs Üben zu Hause). Klingen die tatsächlich nicht gut, wenn man sie leise spielt? Oder gilt das nur für die Verzerrung, aber nicht für cleane Sounds?

Würd mich freuen, mal eure Meinung/Erfahrung hierzu zu hören.

Viele Grüße


- Andy63 - 14-12-2009

... weil bald Weihnachten ist... reiten wir mal nicht auf dem Benutzen der Suchfunktion herum... Wink

also... warum kosten Röhren mehr als Transen?
gute Frage. Ich erkläre das zumindest teilweise so, dass die Menge von produzierten Röhren gemessen an der Menge von produzierten Transistoren verschwindend gering ist. Ebenso die entsprechenden Gerätschaften, in denen Röhren zum Einsatz kommen. Und... die Röhre an sich ist schon teurer als ein Transistor.
Wie immer in der Wirtschaft ist ein stark nachgefragtes Massenprodukt wesentlich kostengünstiger herzustellen als ein Nischenprodukt. Ein gewisses Maß an künstlicher Preistreibung ist aber auch nicht von der Hand zu weisen.

Leistung:
50W sind 50W... da beißt die Maus keinen Faden ab. Die Leistung ist aber per Definition so anzugeben, dass ein Eingangssignal so verstärkt wird, dass das Ausgangssignal unverfälscht/unverzerrt ausgegeben wird. Das ist in den Röhrenamps aber vielfach garnicht das Ziel. Die Röhrenzerre an sich ist ja der Betriebspunkt, an dem der Amp anfängt Spaß zu machen. Sogesehen, könnte man auch sagen, ein Röhrenamp liefert mehr als auf dem Typenschild steht. (Bevor hier die Spezis wieder anfangen zu schreien: das ist nur der laienhafte Versuch einer Erklärung!)

Leistung 2:
Meiner Meinung nach braucht kein Mensch Leistungen oberhalb von 50/60W, da wie du schon richtig schreibst, in den meisten Fällen der Amp per Mikro abgenommen wird. Aber lassen wir denjenigen ihre Fullstacks, die sie haben möchten..... aus welchem Grund auch immer.

Röhre leise spielen:
Wie ich schon oben schrieb, macht die Röhre erst dann Spaß, wenn man in den Bereich der Zerre geht. Insbesondere die Endröhrenzerre/Overdrive ist hier das Zauberwort... und die ist leider fast immer nur mit entsprechender Lautstärke zu haben. (Es gibt auch extra Widerstände/Powersoaks, die das Problem beheben)

Ich spiele einen Marshall TSL601 (Vollröhre) und einen Hughes & Kettner Attax 80 mit POD 2.0. Beide haben ihre Vorzüge, wobei ich aber auch sagen muss... Gitarre + Röhren-Amp aufgerissen ohne weiteren Schnickschnack ist schon goil.... ;D

Gruß, Andy


- Jemflower - 14-12-2009

Zum Preis möchte ich noch anfügen:

Der Röhrenamp braucht Ausgangsübertrager (Spulen). Die kosten auch einiges.


- FP - 14-12-2009

... und das Netzteil ist teurer, die Kondensatoren höherwertiger weil spannungsfester usw.


- Jemflower - 14-12-2009

Yep, als ich das erste Mal an einem kleinen Röhrenamp herumgebastelt habe, lagen dort an einigen Stellen (gemessene, nicht gefühlte :urrg: ) 180 Volt an.

Von daher müssen logischerweise fast alle Bauteile anders gemacht sein als in einem Transistoramp.


- hansoloxxl - 14-12-2009

180 volt geht ja noch.... in einem röhrenamp können locker 500 volt spannungen entstehen. deshalb sollte man beim rumbasteln wissen, was man tut.... am netzteil und am ausgangsübertrager sind die spannungen unter umständen ziemlich tödlich...
merke: beim messen immer eine hand in der tasche!


- Moggel - 15-12-2009

Hi !

Ich besitze seit einiger Zeit nen Epi Valve Junior Head samt 1x12 Cabinet. Der kleine is ein Vollröhrenteil mit grade mal 5 Watt, die aber bei vollem Rechtsanschlag mächtig laut sind.

Um ein fettes Brett zu bekommen hab ich nen HEM Twin Drive ( Clon vom legendären RAT und TS 808 ) Bodentreter vorgeschalten.

Macht richtig Laune das Teilchen. Wink



Bye


- qwertz182 - 16-12-2009

Vielen Dank erstmal für die Antworten...

Hm also die Frage mit dem Preis hat sich wohl dann eindeutig erklärt. Aber so ganz sicher bin ich mir noch nicht wegen der Frage, von wegen \"Röhre leise spielen\" - geht es wirklich nur um die Zerre? Oder klingt es clean auch ganz anders wenn man leise spielt? Und wenn ja, wie anders? Geht das dann in Richtung Transistor-Amp?
Zitat:Gitarre + Röhren-Amp aufgerissen ohne weiteren Schnickschnack ist schon goil...
was meinst du denn genau mit aufgerissen? Wie hoch musst du deinen Amp drehen, damit es wirklich so geil klingt? Der TSL601 hat ja 60 Watt...wenn ich mir nun überlege dass ich meinen Transistor-Amp von Marshall mit 50 Watt bei gerade mal 4/10 betreibe, frage ich mich, ob einem das mit einer Röhre nicht schon die Ohren wegfetzt...


- Frank_Drebin - 16-12-2009

Es geht bei Röhrenamps nicht nur um die Endstufensättigung bei hoher Lautstärke, dafür muss es ja schon ziemlich brettern. Ich hab nen Peavey 6505+ und der braucht im Leadkanal schon seine 3/10 im Postgain, damit er überhaupt anfängt ordentlich zu klingen. Darunter ist er leblos und man hat ein total anderes Spielgefühl. Für zu Hause also ohne Powersoak definitiv nichts, und auch ein 60W TSL erfordert wohl tolerante Nachbarn. Generell kann man sagen, dass Röhren wärmer klingen, auch clean. Und dann sind da ja noch die Speaker, die meisten besser klingen, je mehr Pegel sie abgeben. Der Unterschied fällt bei Röhrenamps oft erst richtig auf, lässt sich aber auch bei guten Transistoramps hören.


- Andy63 - 16-12-2009

Zitat: Original von Frank Drebin:
...
und auch ein 60W TSL erfordert wohl tolerante Nachbarn. Generell kann man sagen, dass Röhren wärmer klingen, auch clean.
...

wohl war! Aber ab und zu machts einfach Spaß, alle Potis Rechtsanschlag und die Hosenbeine flattern lassen. = \"aufreißen\"
Das ist zwar schweinelaut... aber einfach goil wie der Amp dabei in die Obertöne kippt. Naja... also komplett Rechtsanschlag ist auch nicht notwendig, damit er Amp gut klingt. Deutlich über halb muss es aber schon sein... so 7von10 würd ich mal sagen.

Clean bevorzuge ich allerdings die Transe... denn das ist imho nicht die größte Stärke des Marshall.

Gruß, Andy


- qwertz182 - 18-12-2009

Kennt ihr eigentlich bekannte/berühmte Bands bzw. Gitarristen, die KEINEN Röhrenamp spielen? Oder ist das unter Profis so ein Must-Have?


- Diegole - 18-12-2009

Clean ist für mich der Hot Rod deluxe einfach geil und auch stubentauglich .

Drivesounds bis Volume 2 zu Hause ist recht laut , ja, aber geht noch.

Wobei via drive und höheren Volumeeinstellungen wiederum echt ne Menge weiterer geiler Cleansounds zu basteln sind.

HRD ist auch was für experimentierfreudige Gitarristen im vernünftigen Preisniveau.

OK , klar bin HRD FAN wie man sieht - jedem das Seine uns Alles Gute!


- andy456 - 18-12-2009

Es gibt Profis die arbeiten mit Transistor vorstufen wie dem line6 POD oder so, zum Beispiel hat Slipnot mal so Live gespielt, was die allerdings als Ampgenutzt haben weiß ich nicht oder ob die Direkt in die PA gespielt haben, was ich aber nicht glaube!

Ansonsten spielen die Meisten Röhre ode Hybrid, weils einfach oft nen Tick besser klingt, vorallem für Rockmusik.

Im Jazzbereich ist zum Beispiel der Roland JazzChorus DER Transitor Amp und wir hier sehr oft benutzt ist aber auch genauso teuer wie ne Röhre!


- Oslo - 18-12-2009

Früher gab es hier im Board \"Thread bewerten\". Für diesen gäb’s von mir die volle Punktzahl!
Viele interessante Informationen, Unterhaltungsfaktor ( danke, Andy ;D ) und letztlich einfach tolle Antworten! Der Traum für jeden Themenstarter! Echt klasse, Leute! Thats why I love the Board! Thumbs

[/begeistert-sein-modus] Wink \"Feuer wieder frei\"...


- Chris7 - 19-12-2009

ein voll aufgerissener Röhrenamp hat natürlich schon einen gewissen Reiz und liegt natürlich in der (Röhren)Natur der Sache.

Aber, zum Glück gibt es immer mehr Röhrenamps die mit Halfpower oder ähnlichem ausgerüstet sind, wie auch mein Amp und das erleichtert die Sache ungemein, speziell wenn man in punkto Lautstärke flexiebel sein will/muss. Da ist es schon sehr hilfreich wenn man z.B. einen Clubgig spielt, den Halfpowerschalter in Bewegung setzt und schon kann es losgehen, egal ob clean oder volle Zerre und der Clubbesitzer nicht immer mit dem Fingerzeig nervt ;D ! Allerdings sollte der Amp eine gewisse Qualität aufweisen, sonst ist diese Powerreduzierung eher hinderlich als nützlich und klingt zu \"flach\" und leider können das momentan (noch) nur sehr wenige Röhrenamps speziell wenn es um die Zerrsounds geht !



Gruß

Chris